Zuletzt aktualisiert am 9. Februar 2022
Die Frage nach dem âentweder…, oder…â zieht sich durchs Leben wie ein roter Faden. Klar, dass sich auch zwischen Carbon- und Aluminiumrahmen auf dem Gebiet der e-Bikes verschiedene Lager bilden. Heute gilt unser Blick der viel diskutierten Frage: Was ist das bessere Rahmenmaterial fĂŒr e-Bikes – Aluminium oder Carbon? Wir schicken beide Werkstoffe in den Boxring und lassen sie in fĂŒnf Runden gegeneinander antreten. Wer geht als Sieger des Materialchecks hervor?
Runde 1: Das Haltbarkeitsdatum des e-Bikes
Matsch, Wurzelpassagen, Treppenstufen, Schotter und vieles mehr! Die Liste der UntergrĂŒnde, die wir unseren e-Bikes im Laufe der Zeit zumuten, könnten wir ewig so fortfĂŒhren. In Puncto Haltbarkeit gibt es einiges, worin sich Carbon und Aluminium unterscheiden: e-Bike Rahmen aus Carbon eilt ein schlechter Ruf voraus. Mythen ranken sich um das Material, welches instabil sei und bereits nach einem leichten Sturz im MĂŒll entsorgt werden könne. Hat man diese GerĂŒchte durchdrungen, landet man schnell bei den positiven Effekten von Carbonfasern. Da diese nur in Zugrichtung die gewĂŒnschte StabilitĂ€t bieten, werden sie bei der Produktion vorausschauend in Matten zusammengelegt. Dadurch können sie in alle Richtungen Festigkeit gewĂ€hrleisten.

Plötzliche “Spontan-BrĂŒche” des Rahmens sind zwar nicht alltĂ€glich, ein Umdenken mit Rahmen dieser Art ist dennoch erforderlich. Carbon verzeiht nicht so schnell wie Aluminium! Wird das e-Bike beispielsweise zu eng eingespannt oder werden Schrauben falsch angezogen, neigt Carbon zum Brechen. Ein Bruch ist zumeist Resultat eines harten Sturzes und kĂŒndigt sich nicht selten akustisch an. ĂuĂerlich sieht man diesen nicht unbedingt, da die Faserrisse vor allem im Inneren entstehen. Eine kurze Sichtkontrolle nach jeder Fahrt kann hier dennoch nicht schaden.
Im Gegensatz zu Carbon verbiegt sich ein Aluminium-Rahmen. Auf diese Weise können kleinere Wunden leichter ausgebessert werden. Das Metall ist daher tendenziell ein gutmĂŒtiger, nicht so druckempfindlicher Werkstoff. Die konifizierten Rohre werden im sogenannten Hydroformingverfahren hergestellt. Das “in Form pressen” unter Ăldruck ermöglicht in der Mitte dĂŒnnere WandstĂ€rken als an den Enden der Rohre. Deshalb sind Aluminium e-Bikes fĂŒr auftretende Belastungen bestens gewappnet. AnschlieĂend werden die Rohre miteinander verschweiĂt. Da es sich hierbei um ein Metall handelt, mĂŒssen Rahmen aus Aluminium jedoch vor Korrosion geschĂŒtzt werden, um die Haltbarkeit aufrechtzuerhalten. PfĂŒtzen, Salze im Schnee und Kondensation können hier ohne richtige Pflege zum VerhĂ€ngnis werden.
Runde 2: Das Gewicht des e-Bikes
Gewichtseinsparungen sind vor allem bei sportlichen e-Bikes zu einem erstrebenswerten Ziel geworden. Rein faktisch ist Carbon leichter als Aluminium. Nicht umsonst setzt beispielsweise der Hersteller Specialized bei seiner Turbo Levo SL Reihe auf diesen Werkstoff, um dem âSuper Lightâ im Namen auch gerecht zu werden. Nichtsdestotrotz kommt es hier auf die Verarbeitung und das Können der Hersteller an. Ein hochwertiger Rahmen aus Alu kann manchmal sogar leichter sein als ein gĂŒnstiger und schlecht verarbeiteter Rahmen aus Carbon.Â

FĂŒr e-Mountainbike Fahrer ist ein leichtes Bike vor allem Uphill von Vorteil, da es weniger Reibung generiert und die Erdanziehung einem nicht zu sehr in die Quere kommt. Downhill können Mountainbiker jedoch ein wenig mehr Gewicht am Bike vertragen, da StabilitĂ€t hier vor gröĂtmöglichen Gewichtseinsparungen steht.
Carbon lĂ€sst sich in zahlreichen Formen und mit angepassten WandstĂ€rken gestalten. Hersteller profitieren daher von der Beeinflussbarkeit: Weniger Material, wo es leichter sein darf – mehr Material, wenn groĂe Belastung einwirkt. Auch bei Aluminium kann dank der Konifizierung der Rohre etwas Gewicht eingespart werden, Carbon hat hier jedoch die Nase vorne.
Runde 3: Die Optik des e-Bikes
Optik ist natĂŒrlich immer noch Geschmackssache. Es ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass die leichte Formbarkeit von Carbonfasern das Umsetzen besonders ausgefallener Rahmenformen erleichtert. Ein weiterer optischer Vorteil? Wo die Rohre des Aluminium e-Bikes zusammengeschweiĂt werden mĂŒssen, entstehen e-Bikes mit Carbonrahmen hĂ€ufig in Monocoque-Bauweise. Aus dieser gehen keine SchweiĂnĂ€hte hervor, da die Fasermatten ausgebacken werden. Dies sorgt fĂŒr einen einheitlichen und wertigen Look. Dennoch nĂ€hern sich beide Rahmenvarianten optisch immer nĂ€her aneinander an, sodass die Unterschiede vor allem fĂŒr Laien nicht mehr ersichtlich sind.
Runde 4: Das FahrgefĂŒhl auf dem e-Bike
So wie Haltbarkeit und Gewicht eines Rahmens, ist auch das FahrgefĂŒhl nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Was wir bis hierhin gelernt haben? Carbon besitzt deutlich mehr Steifigkeit. Das bedeutet? Ein Carbonrad lĂ€sst sich dynamisch fahren, da es zĂŒgig auf Tritt- und Lenkbewegungen reagiert. Wer auf Reaktionsfreudigkeit und AgilitĂ€t setzt, wird hier nicht enttĂ€uscht. Die durchaus auftretende Bockigkeit eines wenig verzeihenden, steifen Rahmens kann produktionsseitig durch geschicktes Verlegen der Carbonmatten beeinflusst werden, wodurch beispielsweise eine fehlende Federung am Heck mittels flexiblem Sitzrohr etwas ausgeglichen werden kann.

Auch Alu-Hardtails können unter UmstĂ€nden an Komfort einbĂŒĂen. Dennoch erscheinen Rahmen aus Aluminium in der Fahrpraxis etwas gutmĂŒtiger als die besonders steifen Carbonrahmen. Die richtige Balance zwischen FlexibilitĂ€t und Steifigkeit kann jedoch sowohl bei Carbon als auch bei Aluminium e-Bike gegeben sein und hĂ€ngt wie so oft vom eigenen Geschmack ab.
Runde 5: Eine Frage des Preises
Rahmen aus Aluminium sind in der Herstellung gĂŒnstiger, was sich natĂŒrlich auch im Verkaufspreis des jeweiligen Bikes bemerkbar macht. Hat man zwei in der Ausstattung gleiche Modelle vor sich stehen, muss man fĂŒr das Carbonrad etwas tiefer in den Geldbeutel greifen. Die Preisspanne nach oben ist natĂŒrlich offen. Neben der Ausstattung des Bikes spielt auch die Verarbeitung und Hochwertigkeit des Materials eine Rolle. Im Vergleich dazu zahlt man fĂŒr das Specialized Turbo Levo Modell aus Aluminium einen Preis ab 5.599 âŹ, wohingegen die Carbon Expert-Version (mit einer etwas anderen Ausstattung) ab 9.299 ⏠zu haben ist.
Fazit: Welcher Rahmen ist denn nun besser fĂŒrs e-Bike?
Im Kampf um die TrophĂ€e des besten Rahmenmaterials gibt es leider keinen eindeutigen Sieger – kein âbesser oder schlechterâ, einfach nur âandersâ.
e-Bike Rahmen aus Carbon liefern eine ĂŒberaus hohe Steifigkeit bei möglichst geringem Gewicht. Aluminium e-Bike Rahmen sind vor allem bei kleineren Fahr- und Handhabungsfehlern verzeihender und somit einsteigerfreundlicher, dafĂŒr etwas schwerer.
Sicher ist jedoch, dass beide Werkstoffe unterschiedliche FahrgefĂŒhle erzeugen. Welches du prĂ€ferierst, bleibt dir natĂŒrlich selbst ĂŒberlassen. Wer gezielt Ausschau nach Extremsituationen hĂ€lt, sollte nicht unbedingt auf einen Carbonrahmen zurĂŒckgreifen. FĂŒr wen AgilitĂ€t und Steifigkeit an erster Stelle steht, macht mit Carbon einen guten Zug.
Eine Probefahrt mit dem bevorzugten e-Bike kann immer Aufschluss darĂŒber geben, welcher Rahmen zur eigenen Fahrweise passt. Besonders wichtig ist jedoch stets, dass Wert auf hochwertige Komponenten gelegt wird, denn sonst hat man nur fĂŒr kurze Zeit Freude an seinem e-Bike. Ăberzeuge dich selbst bei einer Probefahrt bei deinem e-motion HĂ€ndler!