Mein Fazit nach einem Pendler-Sommer auf dem Vado SL

Teil 3: So wurde Jenny mit dem Specialized Vado SL zur passionierten e-Bike Pendlerin

Fahrerin in Action auf dem Vado SL

Zuletzt aktualisiert am 8. September 2021

Wenn dieser Beitrag veröffentlicht wird, ist mein Pendler-Sommer auf dem Vado SL bereits vorbei, das e-Bike ist verpackt und wieder bei Specialized. Was mir geblieben ist, sind straffe Beine, eine viel bessere Kondition und drei wichtige Erkenntnisse zum Thema Pendeln mit dem e-Bike:

  1. Das Pendeln mit dem e-Bike hat meinem Geist und meinem Körper wahnsinnig gut getan, ich war fitter, konzentrierter und zufriedener!
  2. Auch nach mehreren Monaten, in denen die morgendliche e-Bike Tour zur Gewohnheit geworden ist, hat mich ein unbeliebter Bekannter nie ganz verlassen: Mein innerer Schweinehund!
  3. Gegen diesen “Begleiter” gibt es einen wirkungsvollen Gegenpol: Das e-Bike. Denn auch an schlechten Tagen hilft einem die reine Präsenz des Motors im Rahmen den inneren Schweinehund einfach auf stumm zu stellen!

Ebenso wie meine Zeit auf dem Vado SL zu Ende ist, beendet auch dieser Beitrag meine “Pendeln mit dem e-Bike”-Reihe. Jetzt wird abgerechnet! Wie hat sich das Vado SL nach vier Monaten geschlagen – würde ich das Fitness e-Bike von Specialized wieder wählen? Würde ich generell wieder auf ein e-Bike steigen, um meinen Arbeitsweg zu bestreiten und was hat die regelmäßige Bewegung mit mir gemacht?

Macht e-Bike Fahren mich zu einem besseren Menschen?

Eine durchaus ketzerische Frage, die ich natürlich nur für mich selbst beantworten kann und meine Antwort lautet: Ja! Warum? Das Pendeln, also die regelmäßige sportliche Betätigung, die Zeit an der frischen Luft und die Möglichkeit, sich alle Sorgen und alle Gedanken einfach aus dem Kopf “strampeln” zu können, haben Eigenschaften bei mir verstärkt oder gefördert, die ich positiv bewerte. 

Ich bin ausgeglichener: Ob es nur an der Bewegung liegt oder an der Vermeidung stressiger oder nerviger Situationen, wie dem morgendlichen Stau, dem Autofahrer vor mir, der mir zu langsam fährt, der ewig viel zu vollen Bahn oder der Verspätung dieser – ich weiß es nicht und wahrscheinlich ist es eine Kombination all dieser Punkte, aber bereits nach den ersten Fahrten merke ich kleine Veränderungen. Ich bin viel entspannter und rege mich nicht mehr so schnell auf. Zudem lächle ich mehr, denke positiver und fühle mich einfach wohler in meiner Haut. Tagsüber bin ich außerdem konzentrierter und leistungsfähige. Und abends lege ich mich mit einem wohligen Gefühl der Zufriedenheit aufs Sofa in dem Wissen, dass ich nicht nur mein geistiges, sondern auch mein körperliches Pensum erfüllt habe – wunderbar!

Fahrer neben dem Specialized Vado SL vor einem See

Ich verbringe meine Pendler-Zeit bewusster: Ich stelle fest, wie blind ich zuvor meinen Arbeitsweg beschritten habe. Auf dem Vado SL nehme ich meine Umgebung sehr viel bewusster wahr als durch die Frontscheibe meines Autos. Ich bin irgendwie näher dran, eigentlich sogar mittendrin. So entdeckte ich nicht nur neue Orte und neue Strecken. Auch auf genau denselben Straßen, die ich schon etliche Male mit dem Auto gefahren bin, entdeckte ich Neues. So zum Beispiel eine wunderschöne alte Villa, die mich irgendwie faszinierte. Es macht mich noch jetzt fassungslos, dieses architektonische Kunstwerk zuvor nie wahrgenommen zu haben und ich bemühe mich seitdem, meiner Umgebung mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Egal, wie ich mich fortbewege!

Beenden wir diese emotionalen Ausschweifungen und widmen uns wieder greifbaren Dingen:

Körperliche Effekte: Wo einmal Fett war, sind jetzt Muskeln!

Mein Ziel des Selbstversuchs war es fitter zu werden, etwas für meine Gesundheit zu tun und wenn möglich auch ein paar bis “ein paar mehr” Kilos zu verlieren. Hat es funktioniert? Lange Zeit tat sich überhaupt nichts auf der Waage, am Ende des Tests habe ich lächerliche 3 Kilo verloren. Enttäuscht bin ich trotzdem nicht, denn sportlich erfahrene Gesprächspartner beruhigen mich: Wo einmal Fett war, sind jetzt Muskeln und diese materielle Umwandlung mache sich auf der Waage eben kaum bemerkbar. Und tatsächlich: Irgendwie ist alles ein bisschen straffer, die Muskeln an Ober- und Unterschenkeln zeichnen sich deutlich ab. So deutlich, dass eine neue Kollegin mich tatsächlich fragt, welchen Leistungssport ich denn machen würde (und das ist mir seit dem Ende meiner Hobby-Reitkarriere vor 15 Jahren nicht mehr passiert).

Fahrerin auf einer Wiese mit dem Specialized Vado SL

Ich bin definitiv fitter geworden! Lange Treppen nehme ich locker ohne hinterher schwer zu atmen und im Sommerurlaub bin ich sogar gejoggt (ich hasse Laufen), weil mir die Bewegung gefehlt hat! 

Sport kann auch weh tun: Von Muskeltigern und ergonomischen Problemen

Aber ich will nicht alles durch die rosarote Brille darstellen: Es gab auch Tage, an denen mein Knie wahnsinnig geschmerzt hat, ich mich vor Muskelkater kaum bewegen konnte. In diesen Momenten habe ich diesen Selbstversuch, das Vado SL und mich selbst verflucht habe. Doch das kam zum Glück selten vor! Was ich aber schlecht in den Griff bekommen habe, waren meine tauben und schmerzenden Handgelenke (ich habe im letzten Bericht davon erzählt). Was hat mir geholfen? Natürlich habe ich recht schnell die Position der Handballenablage über eine Drehung der Griffe verändert. Aber erst als ich ständig darauf achtete, meine Armhaltung so zu verändern, dass sich der Knick von Hand zu Unterarm auf der horizontalen Achse minimierte, hörten die Beschwerden auf. Ergonomie auf dem Rad ist eben keine Erfindung der Industrie, sondern das Ergebnis wissenschaftlicher Fakten.

Hat das Vado SL den Pendlersommer ebenso gut überstanden?

Nach vier Monaten und etlichen Kilometern verträgt jedes e-Bike etwas Pflege und Wartung. Das Vado SL aber ist recht genügsam, wie ich feststellen musste. Weder das Antriebssystem, noch die Gangschaltung oder die Bremsen zeigten Ausfallerscheinungen oder meldeten sich zur Reparatur an. Lediglich das Frontlicht hatte nach etwa 1.000 Kilometern an der Aufnahme zur Lenkerbefestigung etwas Spiel bekommen und das Schutzblech vorne machte durch ein subtiles Surren auf sich aufmerksam, wenn ich dem Lenker etwas Raum gelassen habe. Aber: Ehrlich gesagt wäre dies nicht passiert, hätte ich mich an die vorgegebenen Wartungszeiten gehalten. 

Seekulisse mit dem Specialized Vado SL

Selbst überrascht, als ich auf den Kilometerzähler gucke, stelle ich fest, dass ein Werkstattbesuch seit etwa 500 km überfällig ist. Denn bei der Erstinspektion werden eben auch alle Schrauben nachgezogen. 

Fazit zum e-Bike Pendeln mit dem Vado SL

Pendeln mit dem e-Bike – eine klasse Erfahrung für mich, die ich gerne im nächsten Frühjahr fortsetzen möchte. Warum erst im Frühjahr? Ich habe einen entscheidenden Fehler gemacht: Ich habe erst über Herbst- und Wintertaugliche Radkleidung nachgedacht, als die Temperaturen schon niedrig und der Niederschlag schon hoch war. Nicht das beste Timing, um sich zu motivieren. Die Ausrede “Ich würde ja fahren, wenn ich geeignete Kleidung hätte ….” ließ sich so einfach anwenden und nach ein paar Wochen war dann sowohl die Routine als auch der Biss weg. 

Hätte ich mir rückwirkend ein anderes e-Bike gewünscht? Ganz klar: nein! Das Vado SL war für mich der beste Motivator überhaupt. Das Light e-Bike (wie der neueste Trendbegriff für leichte und weniger stark motorisierte Pedelecs ist) hat mich ohne große Ausfälle treu begleitet, lediglich ein paar Schräubchen mussten während des Tests nachgezogen werden.

Das Antriebssystem mit dem leichten Motor und dem kleinen Akku war ebenfalls goldrichtig für mich: Viel Eigenleistung und gleichzeitig die Gewissheit, im Zweifel doch auf die dritte Unterstützungsstufe zurückgreifen zu können. Das war genau das, was ich mir vorgestellt hatte. Hinzu kommt die phänomenale Akkureichweite des winzigen 320 Wh Akkus, mit dem ich im Schnitt doch etwa 110 km weit gekommen bin.


Doch natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt und auch ein Vado SL ist nicht perfekt. So ist mir zum Beispiel ein zu großer Gangsprung zwischen dem 5. und 6. Gang der Shimano XT (12-fach) immer wieder negativ aufgefallen. Auch das Geräusch kleiner Kiesel, die voller Schwung von innen am gesamten Schutzblech entlang geschleudert wurden, war etwas, an das ich mich nur langsam gewöhnt habe. Das waren aber auch schon die einzigen Kritikpunkte am Fitness e-Bike von Specialized. Vielleicht würde ich mich schlussendlich doch für die Non Equipped Version des Vado SL entscheiden und zugunsten einer breiteren und stärker profilierten Bereifung (EQP = 38mm Breite; Non EQP = 42 mm Breite möglich) auf Gepäckträger und Licht verzichten. 

Jenny

Jenny

...ist in ihrer Freizeit auf den schönsten e-MTB Trails anzutreffen.
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