Touren e-Bikes im Test: Das Focus Aventura² 6.7

Belchenradler Christof Steier hat für uns die Top Touren e-Bikes 2021 getestet

Focus Aventura² vor einer Wiese

Zuletzt aktualisiert am 8. September 2021

Die Tage sind so grau wie das Wetter zu dieser Jahreszeit. Tagein, tagaus der gleiche Alltagstrott mit wenig Aussicht auf Besserung. Abwechslung muss her! Und wie könntest du besser den Kopf frei kriegen als bei einer e-Bike Tour? Auf einem e-Bike kannst du entspannt deine Umgebung erkunden und die Gedanken kreisen lassen. Die zwei Meter Mindestabstand zu deinen Mitmenschen hältst du ganz automatisch ein und förderst dabei sowohl deine physische als auch psychische Gesundheit.
Geeignete Touren e-Bikes bieten nahezu alle unserer Premium e-Bike Marken. Doch welche bieten auf Ausflügen den größten Fahrspaß? Belchenradler Christof Steier hat für uns vier Top Touren e-Bikes genau unter die Lupe genommen. Den Start macht das Focus Aventura² 6.7:

Die Testgrundlage

Die Testräder decken ein sehr breites Einsatzspektrum ab. Sie sind echte Alleskönner. Der Weg zur Arbeit, Einkaufen in der City, die Wochenendtour mit der Familie ins Grüne, ein mehrtägiger Trekking-Urlaub mit Satteltaschen – alles scheint mit diesen Pedelecs möglich. Alle Räder im Test sind voll straßentauglich und erfüllen sämtliche StVO- Vorgaben. Jedes Rad im Test ist überdurchschnittlich gut ausgestattet und hat den jeweils stärksten Motortyp des Herstellers verbaut. Alle besitzen eine hochwertige Licht- und Bremsanlage, Schutzbleche, Gepäckträger sowie eine breite Bereifung. Die ist sowohl für den Einsatz auf asphaltierten Strecken wie auch auf unbefestigten Wegen geeignet. Mit Straßenzulassung, dem starken Motor und breiten Reifen, könnte man diese Räder auch der neuen Kategorie „SUV e-Bike“ zuordnen. Wo liegen die Unterschiede? Für wen ist welches Rad und welches Konzept am besten geeignet? Wie unterscheiden sich Ausstattung und Fahrverhalten? In vier Einzeltests werden die individuellen Merkmale jedes Bikes vorgestellt und seine jeweiligen Stärken und Schwächen aufgezeigt Am Schluss der Testreihe werde ich ein Fazit ziehen, für welchen Fahrertypus und Einsatzzweck sich welches e-Bike besonders eignet.

Touren e-Bikes im Test: Das Focus Aventura² 6.7 Beitragsbilder 12

Testbericht Focus Aventura² 6.7

„Hallo, Schwarmwissen gefragt. Hat hier wer eine Empfehlung für ein Schutzblech zum Nachrüsten und am besten auch noch für ein Licht?“. Diese Frage taucht in Internetforen und Social Media-Gruppen mit e-Bike Themen immer wieder auf. Manch unüberlegter Impulskauf entpuppt sich leider schnell als wenig alltagstauglich. Zwar gibt es Schutzbleche, Lichtanlagen oder Gepäckträger im After-Sales-Markt zum Nachrüsten, in Sachen Passgenauigkeit, Qualität und Funktionalität sind jedoch bereits ab Werk verbaute Komponenten fast immer die bessere Wahl.
Das Schöne bei Focus ist, der Kunde hat hier die freie Wahl. Wer das puristische Sportgerät sucht, findet es als Hardtail e-Mountainbike mit dem Focus Jarifa². Wer auf ein möglichst breites Einsatzspektrum und viel Alltagstauglichkeit Wert legt, greift zum Aventura². Dieses trägt die gleichen Mountainbike-Gene in sich, aber ist zusätzlich mit Schutzblechen, Licht und Gepäckträger ausgestattet.

Erster optischer Eindruck


Das Focus Aventura² 6.7 gefällt mir in der Farbe Toronto Grey außerordentlich gut! Obwohl es mit einem Preis von 3.299 € das günstigste Bike in diesem Testfeld ist, wirkt es durchaus edel und
überzeugt optisch mit einem sportlichen, dezenten Auftritt. Als einziges Bike im Testfeld verfügt es über Schutzbleche aus Aluminium statt Kunststoff und zeigt auch damit seine Wertigkeit.
Ich fühle mich direkt Zuhause auf dem Aventura². Kein Wunder, denn ich bin ja bereits im letzten Jahr mehrere Monate lang ein Focus Jarifa² gefahren.
Die Sitzposition ist analog zur Optik des Aventura² – dezent sportlich. Passend dazu auch der angenehme Touring-Sattel und die Ergo-Comfort-Griffe. Alle wichtigen Kontaktpunkte zum Rad – nämlich Sattel, Griffe und Pedale – sind stimmig für dieses Konzept. Es gibt an den verbauten Komponenten nichts auszusetzen. Im Gegenteil: Die beim 6.7 verbauten Griffe erlauben sogar eine etwas variablere Griffposition und damit ein sportlicheres Fahren, als die flachgeformten, bei den Modellen 6.8 und 6.9, verbauten Ergon GP10.

Motor und Akkukapazität

Als Motor kommt der aktuell stärkste Antrieb von Bosch, der Performance Line CX 4.0, zum Einsatz. Dies ist keineswegs selbstverständlich, da viele Hersteller bei Trekking e-Bikes auch schwächere Antriebe verbauen. Das bärenstarke 85 Nm Antrieb unterstreicht eindrucksvoll die Mountainbike-Gene des Focus Aventura². Der Bosch ist kräftig und dennoch feinfühlig im Ansprechverhalten. Wer sich keine Gedanken mehr um die passende Unterstützungsstufe machen will, fährt einfach im dynamischen e-MTB Modus mit variabler, pedaldruckabhängiger Unterstützung zwischen 140 und 340%. Oberhalb von 25 km/h blendet der Motor seine Unterstützung angenehm aus und das Pedelec fährt sich gefühlt frei entkoppelt vom Motor, ohne, dass man wie in früheren Jahren gegen einen Motorwiderstand antreten müsste. Das 6.7 verfügt über den „großen Akku“, der eine Kapazität von 625 Wh hat und vollintegriert im Unterrohr verbaut ist. „State of the Art“ im Jahr 2021. Zusammen mit dem effizienten Bosch CX 4.0 lassen sich damit auch ausgedehnte Touren mühelos bewältigen. Als Besonderheit bietet Focus eine Dual Batterie-Option für ganz besonders lange Touren. Mit einem zweiten 500 Wh Akku ist die Gesamtkapazität damit erweiterbar auf stolze 1.125 Wh.

Bosch Performance Line CX Motor

Ausstattung des Focus Aventura² 6.7

Das Aventura² 6.7 ist das preiswerteste Rad im Testfeld und bietet ein grandioses Preis-Leistungsverhältnis. Es ist funktionell und zweckmäßig ausgestattet, dürfte aber dennoch den meisten Anforderungen voll genügen. Das Focus Aventura² 6.7 ist qualitativ hochwertig, aber relativ puristisch gehalten und beschränkt sich auf das Notwendige. Motto: Einfach, aber gut. Dazu gehört unter anderem ein Bosch Purion Display, eine Shimano Altus 9-fach Schaltung, Shimano MT 200 2 Kolbenbremsen und eine 100 mm SR Suntour XCM 34 Stahlfedergabel.
Dass die XCM nicht das sahnige Ansprechverhalten einer feinfühligen Luftfedergabel mit sich bringt, ist klar und bautechnisch bedingt. Bei Trekking e-Bikes sind Stahlfedergabeln aber Standard. Denn sie sind vergleichsweise günstig, einfach im Setup und tendenziell wartungsärmer als Luftfedergabeln. Die im Aventura² verbaute Gabel mit 100mm Federweg, ist hier dennoch überdurchschnittlich. Viele Trekkingpedelecs verfügen über gar keine Federgabel oder wenn doch, dann oft mit deutlich weniger Federweg.
Wer hochwertigere Komponenten will, greift zum 6.8 oder 6.9, die dann auch eine Luftfedergabel und 11 beziehungsweise 12 Gänge zur Auswahl bieten. Damit erweitert man die Einsatzmöglichkeiten in Richtung e-Mountainbike, besonders für Touren in den Bergen und auf unbefestigten Wegen.

Fahrverhalten


Das Focus Aventura² 6.7 ist mit 29 Zoll Schwalbe Smart Sam Reifen in der Breite 2,25 bestückt. Für mich mit seinen leichten Stollen in der Lauffläche und den etwas größeren Stollen außen, der aktuell beste Reifen für den Allround-Einsatz. Er rollt angenehm effektiv, komfortabel und vergleichsweise leise auf Asphalt, besitzt aber als leichter Stollenreifen auch genügend Haftung und Sicherheitsreserven
für Touren auf Wald- und Schotter-Wegen. Für ein sportlich orientiertes e-Trekking Rad scheint eine 9-fach Schaltung im Jahr 2021, wo Mitbewerber im Testfeld schon mit 11- und 12-fach Schaltungen aufwarten, nicht mehr ganz am Puls der Zeit. Dies ist dem günstigeren Preis geschuldet. Irgendwo müssen in der Kalkulation eben Abstriche gemacht werden. Aber wie viele Gänge beziehungsweise welche Übersetzungsbandbreite braucht man denn tatsächlich?

Testfahrt


Meine Testfahrt führt mich in Staufen steil bergauf zur Burgruine, mit Steigungen im zweistelligen Bereich. Dennoch kein Problem für das Focus Aventura² 6.7. Mit dem bärenstarken Bosch CX schalte ich einfach ein bis zwei Unterstützungsstufen höher und erklimme diese Steigungen auch mit meiner 9-fach Schaltung mühelos. Wer häufiger Berge fährt und auf eine höhere Trittfrequenz Wert legt, mag zum 6.8 oder 6.9 greifen, mit einer 11- beziehungsweise 12-fach Schaltung. Für die 9-fach Schaltung sprechen jedoch niedrige Unterhaltskosten für Verschleißteile. Eine 9-fach Kassette kostet eben nur den Bruchteil einer 12-fach Kassette.
Die hydraulische MT 200 Scheibenbremse von Shimano verrichtet unauffällig aber zuverlässig ihren Dienst, mit klarem Druckpunkt, guter Dosierbarkeit und ausreichender Bremskraft in allen Fahrsituation. Auch die Ergonomie der Bremsgriffe gefällt mir.

Focus Gewichtsfreigabe bis 150 Kilogramm

Die Gewichtsfreigabe bis 150 Kilogramm beim Focus Aventura² 6.7 ist lobenswert! Besonders für ein Trekking e-Bike, das gebaut wurde, um auch mehrtägige Radtouren mit Gepäcktaschen zu unternehmen oder Einkäufe in der City, ist eine Gewichtsfreigabe in ausreichender Höhe essentiell. Die Bemessungsgrundlage ist dabei immer das sogenannte Systemgewicht. Also Fahrer inklusive Kleidung, Schuhe, Helm, und dergleichen zuzüglich Gepäcktaschen und Eigengewicht des Bikes. Viele Hersteller bieten eine Gewichtsfreigabe bis 130 Kilogramm. Damit stößt man jedoch, als groß gebauter Mann, schnell an die Grenze.

Geräuschentwicklung


Als kleiner Wermutstropfen bleibt die nicht gerade dezente Geräuschentwicklung des Motors, speziell im Focus Aventura². Interessant ist hierbei, dass der gleiche Bosch Gen4 CX Motor in dieser Testreihe auch im Corratec und Riese & Müller Touren e-Bike verbaut ist und dort weniger akustisch auffällt. Die Art wie der Motor in den Rahmen integriert wird und wie ein Rahmen als Resonanzkörper arbeitet, scheint hier einen entscheidenden Unterschied zu machen. Ein weiteres Geräusch, was nicht weiter schlimm ist, aber auf unbefestigten Wegen auffällt, ist den Schutzblechen aus Aluminium geschuldet. Kleine Steine, die von den Schwalbe Smart Sam aufgenommen und dann bei der Fahrt innen gegen das Schutzblech geschleudert werden, erzeugen ein metallisches Bling-Bling-Geräusch.
Geräuschwahrnehmungen sind immer individuell verschieden. Der eine stört sich an einem Geräusch, der andere nimmt es überhaupt nicht wahr. Um dies zu prüfen, empfiehlt es sich, eine Probefahrt beim Fachhändler zu machen.

Fahrer steht neben dem Focus Aventura² 6.7


Fazit


Das Focus Aventura² 6.7 ist ein sehr stimmiges, sportliches Pedelec, das sich vor allem preisbewusste Interessenten dieser Kategorie unbedingt anschauen sollten.
Herzlichen Dank an die E-Bike Experten von e-motion e-Bike Welt Freiburg Süd für die Bereitstellung des Testbikes.

Viel Spaß beim selber Testen!

Euer Belchenradler
e-Biketouren Radreisen Fahrtechnik
www.belchenradler.de

Christof

Christof

...nimmt für e-motion die neuesten e-Bikes unter die Lupe
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