Zuletzt aktualisiert am 3. Januar 2024
Voraussichtliche Lesedauer: 10 Minuten
Tero – das ist der Name des neuen, spannenden Modells aus dem Hause Specialized! Laut der amerikanischen e-Bike Schmiede handelt es sich beim Specialized Turbo Tero um âein Mountainbike, mit dem du pendeln kannst. Ein Pendler-Bike, mit dem du auf Tour gehen kannst. Ein Touren-Bike, mit dem du GepĂ€ck transportieren kannst. Ein echter Do-It-All Superheroâ.
Noch Fragen? Ăhm – ja. Ist das nicht einfach ein Vado 2022 mit StollenrĂ€dern? Die Kurzantwort: Nein! Aber manche Dinge erschlieĂen sich einem erst auf den zweiten Blick beziehungsweise bei einer Testfahrt. Testfahrer und Fahrtechnik Coach Christof Steier hat das innovative Modell einmal genau unter die Lupe genommen:
Inhaltsverzeichnis
Die Unterschiede zu den VorgÀngern des Turbo Tero
Das Specialized Turbo Tero ist in den Varianten 3.0, 4.0 und 5.0 erhĂ€ltlich und kostet je nach Ausstattung zwischen 3.300 Euro und 5.400 Euro. Die Motorleistung und AkkukapazitĂ€t variiert von 50 NM / 500 Wh beim 3.0, ĂŒber 70 Nm / 710 Wh beim 4.0, bis zu 90 Nm / 710 Wh beim 5.0. Es gibt eine Step-Through Variante mit tieferem Einstieg und man kann auĂerdem wĂ€hlen, ob man das Tero als pures e-MTB Hardtail möchte oder alltagstauglich und StVO konform, als 4.0 EQ (= equipped) Version.
In der EQ Variante verfĂŒgt es ĂŒber eine effiziente Lichtanlage von Lezyne, DRYTECH-Schutzbleche, SeitenstĂ€nder und ein MIK-kompatibler GepĂ€cktrĂ€ger, der bis zu 27 kg Zuladung ermöglicht. Ob Kindersitz, Satteltaschen, oder AnhĂ€nger – alles kein Problem beim EQ!
Eine absenkbare TeleskopsattelstĂŒtze und griffige Ground Control-Reifen unterstreichen die e-MTB Ambitionen. Passend dazu verfĂŒgt das 4.0 ĂŒber einen krĂ€ftigen Specialized 2.0 Motor mit 70 Nm und den groĂen 710 Wh Akku. Bissige 4-Kolbenbremsen vorne und hinten sowie die 11-fach Schaltung sind von SRAM und passen zum sportlichen Charakter.
Alle wichtigen Daten des Specialized Turbo Tero auf einen Blick
Ein Highlight in der Ausstattung ist das neue Master-Mind-Display TCD in Kombination mit der Mission Control App. Im Vergleich zum monochromen VorgĂ€nger ist das ein Fortschritt um Lichtjahre. Das neue TCD verfĂŒgt ĂŒber zahllose Anzeige und Einstellungsmöglichkeiten, wie Anzeige der Trittfrequenz und Wattleistung und eine individuelle Anpassung der UnterstĂŒtzungsstufen.
Datenjunkies kommen hier voll auf ihre Kosten. Besonders die grafische Darstellung der Trittfrequenz gefĂ€llt mir ausgesprochen gut. Bei einer Frequenz zwischen 70 und 100 kommt man in den grĂŒnen Bereich und fĂ€hrt effizient, d.h. man schont nicht nur die eigene Muskulatur, sondern auch die Akkurestlaufzeit. Wobei der aus dem Unterrohr bequem zu entnehmende 710 Wh Akku, selbst fĂŒr ausgedehnte Touren genĂŒgend Reserven mitbringt.

Specialized gilt von jeher als innovativer, technischer Vorreiter. Mit dem Turbo Tero System Lock wird es seiner Rolle abermals gerecht. Die elektronische Diebstahlsicherung ĂŒber die Mission Control App mit Lock- und Alarmfunktion ist zukunftsweisend. Definitiv ein tolles Feature!
FĂŒr weniger Technikaffine gilt aber immer noch: Alles kann – nichts muss. Wer sich einfach nur auf das Radfahren und seine Umgebung konzentrieren will, kann dies auch mit dem Master-Mind-Display problemlos tun. AuĂerdem lĂ€sst sich das neue Display hervorragend intuitiv bedienen.
Design und Geometrie des Specialized Turbo Tero
Redwood Red – Sehen und gesehen werden. Die neue Farbe gefĂ€llt mir! Sie sorgt mit ihren reflektierenden Lackpartikeln, wohl auch fĂŒr eine bessere Sichtbarkeit.
Der Alurahmen mit dem tiefgezogenen Oberrohr scheint identisch mit dem des Vado 2022, die Geometrie des Tero ist dennoch eine andere. Das Tero steht auf 29 Zoll Reifen (27,5 beim Vado) und hat eine Gabel mit 110 mm Federweg (80 mm Vado). Das Tretlager kommt dadurch höher und der Lenkwinkel wird flacher (Tero 66,4° / Vado 68°). AuĂerdem besitzt das Tero einen breiteren 750 mm Lenker (680 mm Vado) mit weniger Backsweep. Egal, aus welcher Perspektive – das Tero gefĂ€llt. Die sportliche Optik, deckt sich bei der Testfahrt auch mit meinem Fahreindruck.

Tauglichkeit im urbanen Raum
Ist das Tero EQ tatsĂ€chlich ein Alleskönner? Ziel meiner Testfahrt ist es genau dies herauszufinden und das Tero 4.0 EQ in ganz unterschiedlichem Terrain, auf âHerz und Nierenâ zu testen.
Die ersten Kilometer auf Asphalt zeigen direkt seine Pendler-Tauglichkeit. Die Specialized eigenen 29 Zoll Ground Control Reifen haben viel Grip und rollen dennoch hervorragend auf Asphalt. FĂŒr den Einsatz im urbanen Bereich sind damit keine Grenzen gesetzt. FĂŒr Stollenreifen diesen Formats sind die AbrollgerĂ€usche erstaunlich gering, was in Kombination mit dem leisen Antrieb ein sehr entspanntes Fahren ermöglicht.

Die Sitzposition ist angenehm sportlich und das Tero passt in RahmengröĂe L wie der Deckel auf den Topf zu meinen 183 cm KörpergröĂe. Wunderbar zentral positioniert im Bike gelingen Richtungswechsel spielerisch. Das Tero vermittelt auf der StraĂe AgilitĂ€t und jede Menge FahrspaĂ. Fahrten wie der tĂ€gliche Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder um den Nachwuchs in den Kindergarten zu bringen sind mit einem Tero 4.0 EQ problemlos realisierbar.
Herausforderung bei der Testfahrt im GelÀnde
Da das Tero aber auch ein e-Mountainbike Hardtail sein will, fĂŒr Touren bis hin zum leichten Traileinsatz, fĂŒhrt mich der zweite Teil meiner Testfahrt in die schönen WĂ€lder am Oberrhein.
Bevor es losgehen kann stehe ich allerdings vor einem kleinen Dilemma. Die bis 10 Zentimeter ĂŒber den Boden tief gezogene DRYTECH-SchutzblechverlĂ€ngerung am Vorderrad des Turbo Tero 4.0 EQ Modells erschwert das Fahren auf anspruchsvolleren Naturwegen.
Zum GlĂŒck ist die VerlĂ€ngerung nicht vernietet, sondern lediglich mit drei kleinen Innensechskantschrauben befestigt. Ich entschlieĂe mich daher die VerlĂ€ngerung zu entfernen, um die nötige Bodenfreiheit zu erlangen. Das Entfernen und Wiederanbringen ist zwar prinzipiell möglich, aber eine fummelige Angelegenheit. Ich wĂŒrde mir hier eine einfache Stecklösung wĂŒnschen.
Beim Turbo Tero 3.0 und 5.0 entfÀllt dieser Workaround, da diese Modelle nicht mit der SchutzblechverlÀngerung ausgestattet sind.
Mit dem Trailmodus durch Sand und ĂŒber Kies
Los gehtâs! Der Weg hin zum Rheinufer ist bereits die erste Challenge. Er besteht zunĂ€chst aus tiefem Sand, dann aus rundem Kies. Auf solchen UntergrĂŒnden trennt sich die Spreu vom Weizen. Ein normales e-Trekkingrad mit StraĂenbereifung bleibt hier unweigerlich stecken. Mit den 29 x 2,35 Zoll Ground Control-Reifen in Kombination mit dem hervorragend abgestimmten Specialized-Antrieb, komme ich im Trailmodus durch.
Die wichtigste Erfindung der letzten 20 Jahre im MTB-Bereich ist fĂŒr mich eine absenkbare TeleskopsattelstĂŒtze. Klasse, dass das Tero 4.0 eine besitzt! Sie kommt hier
in den RheinwÀldern direkt zum Einsatz. Ein Dropper Seatpost ermöglicht mehr Bewegungsfreiheit und bringt einen deutlichen Sicherheitsgewinn im GelÀnde mit stÀndig wechselnder Topografie.
Im Vergleich zum Vado hat das Tero bedingt durch die 29 Zoll Bereifung, eine Gabel mit mehr Federweg und ein kleineres Kettenblatt auch deutlich mehr Bodenfreiheit. Beim Ăberrollen von welligen Naturböden und Hindernissen ein klarer Vorteil.
Die Bremsen lassen keine WĂŒnsche offen
Die SRAM Guide T 4-Kolbenbremsanlage mit 200 und 180 mm Bremsscheiben, lĂ€sst nach kurzer Einbremszeit, die dem Neurad geschuldet ist, kaum WĂŒnsche offen. Auf den kurzen, aber steilen und wurzeldurchsetzten Abfahrten packen die SRAM bei Bedarf krĂ€ftig zu. Sie vermitteln einen klaren Druckpunkt und eine gute Dosierbarkeit, selbst unter nassen Bedingungen.

Wie schneidet die Federgabel bei unebenen UntergrĂŒnden ab?
Autsch – jetzt wird es ungemĂŒtlich. Ich ĂŒberrolle einige gröĂere Wurzeln und leicht verblockte Passagen. Hier stöĂt das 4.0 an seine Grenzen. Zum GlĂŒck rollt das Tero auf 29 Zoll RĂ€dern und hat mit 66,4° einen relativ flachen Lenkwinkel, der vor einigen Jahren noch als âEnduroâ durchgegangen wĂ€re. Dass im ruppigen Terrain der Fahrer mit einem Hardtail mehr gefordert wird als mit einem Fully ist klar und ich bin es gewohnt. Gerade bei einem Hardtail erscheint mir aber deshalb eine gute Federgabel, die klare RĂŒckmeldung gibt und sensibel genug arbeitet, besonders wichtig.

Beim Tero 4.0 ist eine einfache Rockshox Recon Silver TK Stahl-Federgabel mit 110 mm Federweg verbaut. Sie besitzt eine Lockfunktion und die FederhĂ€rte der Stahlfeder lĂ€sst sich grob einstellen. Im StraĂenverkehr wie auf einfachen Schotter- und Waldwegen verrichtet die Recon TK unauffĂ€llig ihren Dienst und reicht aus. Wer damit jedoch hĂ€ufiger auf ruppigen Wegen und Trails unterwegs ist, um das Tero tatsĂ€chlich als e-MTB zu nutzen, wird sich eine besser ansprechende und anpassbare Luftfedergabel wĂŒnschen. Beim Tero 5.0 ist eine Luftfedergabel verbaut.
Auf dem Rheindamm setze ich nun meine Testfahrt entspannt fort und genieĂe den Ausblick auf die RheinwĂ€lder und den Altrhein. Der Weg ist unbefestigt, weist aber keine Schwierigkeiten auf. Zeit mich mit dem neuen Display und den verschiedenen UnterstĂŒtzungsstufen zu beschĂ€ftigen.
UnterstĂŒtzungsstufen fĂŒr jegliche Einsatzbereiche
In der Ebene schalte ich testweise den Specialized 2.0 Motor komplett aus. Der entkoppelte Antrieb ermöglicht es beim vergleichsweise leichten Tero, auch ohne UnterstĂŒtzung zu fahren. Wie gewohnt bei Specialized, gibt es nur 3 UnterstĂŒtzungsstufen, was aber vollkommen ausreicht, zumal man diese individuell anpassen kann. Im Turbomodus schiebt das Tero 4 mit seinen 70 Nm so krĂ€ftig an, dass ich nur wenig Unterschied feststelle zum 90 Nm Turbo Levo, das ich privat fahre. 70 Nm erscheinen mir beim Tero 4.0 voll ausreichend. Wer mehr Power braucht greift zum 5.0 mit satten 90 Nm.
Mein Lieblingsmodus ist der variable Trailmodus. Er setzt gut dosierbar jede noch so feine Pedalbewegung sensibel um und sorgt auch beim Tero fĂŒr das Ă€uĂerst natĂŒrliche, Specialized-typische FahrgefĂŒhl.
Fazit zum Specialized Turbo Tero 4.0 EQ
Man sollte sich von der STVO konformen Ausstattung nicht irritieren lassen. Das Tero 4.0 EQ kann weit mehr, als seine StraĂen-Optik mit Schutzblechen und Lichtanlage, etc. vermuten lĂ€sst. Das Gesamtpaket ist stimmig. Wer ein hohes MaĂ an Alltagstauglichkeit braucht und ein Bike fĂŒr ein möglichst breites Einsatzgebiet sucht, wird das Tero EQ 4.0 lieben. Von StraĂe ĂŒber moderate Waldwege bis hin zum leichten Traileinsatz, ist damit alles möglich.

Die Abstufung der Tero-Modellreihe ist gut und klar. Preisbewusste greifen zum 3.0. Wer ein âDo-it-allâ Bike wĂŒnscht, greift zum 4.0 EQ und wer auf der Suche nach einem waschechten e-MTB Hardtail ist – als SportgerĂ€t, auch fĂŒr den hĂ€ufigen Traileinsatz – nimmt das 5.0. FahrspaĂ bringen sie alle. Garantiert!
Danke an Manfred Schwendemann und die e-Bike Experten von e-motion e-Bike Welt Freiburg SĂŒd, fĂŒr die Bereitstellung des Specialized Tero 4.0 EQ Testbikes!