Zuletzt aktualisiert am 8. September 2021
Gibt es einen Unterschied zwischen âDas Bike passt mirâ und âDas Bike passt zu mirâ? Ja, den gibt es. Aber ihr werdet ihn erst erleben, wenn ihr auf einem Bike sitzt, das perfekt zu euren KörpermaĂen passt. Dies ist das Erfolgsrezept hinter dem Intrigue X E+ von Liv. Das X steht auch fĂŒr 29â LaufrĂ€der und setzt damit die Erfolgsgeschichte definitiv fort. In unserer Bikevorstellung sind wir bereits auf die technischen Neuerungen eingegangen, doch wie schlĂ€gt sich das e-Mountainbike in der Praxis? Jenny hat es fĂŒr uns getestet:
Das Intrigue X E+ in der Praxis
Der leistungsstarke SyncDrive Pro Motor bietet mit 80 Nm, bis 360 Prozent UnterstĂŒtzung und fĂŒnf UnterstĂŒtzungsstufen enorme Power. Der wirklich gut funktionierende Automatikmodus (Smart Assist) und 625 Wh Akku runden die Ausstattung ab. Was sollte in Sachen Leistung und Strecke nicht möglich sein mit diesem e-MTB? Und es stimmt: Der Motor hat die Kraft, euch die steilsten Anstiege zu meisten und in den unteren UnterstĂŒtzungsstufen könnt ihr euch selbst herausfordern.
Kann man je zu viel Reichweite haben?
Der Automatikmodus verdoppelt das GefĂŒhl von Freiheit auf dem Trail: Ihr mĂŒsst euch um nichts anderes als euch selbst, die Strecke und das Bike kĂŒmmern. Der groĂe Akku in Kombi mit dem tatsĂ€chlich recht effizienten Motor braucht etliche Kilo- und Höhenmeter, bis man ĂŒberhaupt erst in die NĂ€he der halben KapazitĂ€t gelangt. Klar, âmehr Akku geht immerâ. Auch wenn fĂŒr mich die Grenze irgendwann erreicht ist, hat Liv auch fĂŒr die âes-gibt-nicht-zu-viel-Akkuâ-AnhĂ€nger vorgesorgt. Mit einem Range Extender – einem Zusatzakku – der noch einmal 250 Wh oben drauf packt und lĂ€ssig im GetrĂ€nkehalter auf dem Unterrohr platziert wird.

Remote statt Display
Das Cockpit, das ĂŒber kein Display, sondern ausschlieĂlich ĂŒber eine Bedieneinheit verfĂŒgt, ist gewohnt clean. Die Remote besteht aus zwei Reihen LEDs, die Infos zur UnterstĂŒtzungsstufe und der AkkukapazitĂ€t geben. Ăber zwei groĂen Tasten werden die UnterstĂŒtzungsstufen gewechselt, die Schiebehilfe eingeschaltet und der Automatikmodus aktiviert. Die Bedienung ist einfach und intuitiv. Zwar sind die groĂen Tasten optisch kein Highlight, dafĂŒr aber nicht zu verfehlen – auch wenn die Strecke es nicht erlaubt, den Blick vom Weg zu nehmen.

Die Geometrie macht den Unterschied
Die Sitzposition ist noch immer wie geschaffen fĂŒr richtig SpaĂ im Wald. Ich sitze sehr zentral im Bike und habe durch den etwas geringeren Reach die Freiheit, auch mal frontlastiger zu fahren ohne den optimalen Schwerpunkt zu gefĂ€hrden. Der breite Lenker vermittelt als SahnehĂ€ubchen mehr Kontrolle und nach wenigen Ausfahrten stellt sich wieder eine Denk-Reaktions-Abfolge ein. Das Liv Intrigue X E+ reagiert ohne Verzögerung auf meine Befehle, prĂ€zise und schnell. Ich habe teilweise das GefĂŒhl, der Gedanke allein reicht schon aus, um das Allmountain e-MTB leicht zu neigen oder von mir zu schieben. Das ist wirklich SpaĂ pur!

Was kann ich mit dem Intrigue X E+ alles fahren?
Die Summe aus Konzept, Parts und Geometrie macht aus dem Intrigue X E+ ein zuverlĂ€ssiges und vielseitiges e-Mountainbike. Auf gediegenen Touren mit entspannten Rollabschnitten ist das Frauen e-MTB in niedrigen UnterstĂŒtzungsstufen ein klasse SportgerĂ€t. Auf anspruchsvollen und verwinkelten Trails mit Adrenalin fördernden Elementen (wie Spitzkehren, Stufen und kniffligen SchrĂ€gfahrten) zeigt das Bike dann aber sein wahres Können. Es ist reaktionsstark und durchaus in der Lage den ein oder anderen Fahrfehler zu verzeihen.

Intrigue X E+ in der Praxis: machen 29â einen Unterschied?
In all diesen unterschiedlichen Situationen zeigen sich dann auch die Unterschiede der gröĂeren 29â zu den 27,5â LaufrĂ€dern. Eigentlich war ich immer ein Fan der kleineren, agilen Reifen, die mir ein Plus an Manövrierbarkeit und Dynamik versprachen. Sind wir mal ehrlich: NatĂŒrlich komme ich auch auf Twentyninern durch eine technisch anspruchsvolle Spitzkehre, wenn ich ĂŒber die nötige Fahrtechnik verfĂŒge. Ich fahre gerne und viel und habe selten mit Angst zu kĂ€mpfen, egal wie steil und verblockt der Trail auch ist. Durch Mut und sicherlich auch ein wenig GlĂŒck gleiche ich so bestimmt hĂ€ufig fehlende Fahrtechniken aus. Trotzdem wĂ€re ich nie freiwillig auf 29â LaufrĂ€der gewechselt, aus Sorge, dass ich mich mit gröĂeren RĂ€dern schlechter durch knifflige Stellen manövrieren könnte.
Ich wurde eines besseren belehrt:
Auch hier war das Intrigue X E+ (wieder mal) eine ausgezeichnete Lehrerin! Schon auf den ersten Ausfahrten habe ich die Vorteile der 29er Maxxis (vorne: Assegai; hinten: Dissector; 2,6â Breite) spĂŒren können. Auch auf ausgetretenen Pfaden mit Wurzeln und BaumstĂŒmpfen bin ich schneller gefahren als zuvor – ohne auch nur einen Moment weniger Kontrolle ĂŒber das Bike zu haben. Auf steilen Trails allerdings, auf denen meine volle Aufmerksamkeit der einzig fahrbaren Linie galt, hat das Bike im Vergleich zur VorgĂ€ngerin mit 27,5â nichts an AgilitĂ€t eingebĂŒĂt. Im Gegenteil: Es fĂ€llt mir schwer es zu beschreiben, aber irgendwie fiel es mir leichter, das Intrigue X E+ im letzten Moment doch noch auf die richtige Spur zu drĂŒcken oder meinen zuvor gemachten Fehler noch schnell zu korrigieren. Es stimmt in der tat: Die groĂen LaufrĂ€der machen das Bike noch einmal gutmĂŒtiger.
Die Ausstattung konsequent zu Ende gedacht
Was bleibt mir noch zu sagen? Ich möchte nicht weit ausholen um ĂŒber technische ErlĂ€uterungen zu beschreiben, was auch in zwei SĂ€tzen auf den Punkt gebracht ist: Denn an der weiteren Ausstattung am Topmodell Liv Intrigue X E+ 1 gab es nichts zu beanstanden. Die Funktion von Fox 36 Float Performance Elite Gabel und Fox Float DPX2 Performance EVOL DĂ€mpfer sind (wie es sich fĂŒr Produkte dieser QualitĂ€tsstufe gehört) ein Traum.
Die Shimano Bremsen haben mich nicht einmal enttĂ€uscht oder im Stich gelassen, waren prĂ€zise zu dosieren und durchzugsstark, wenn es darauf ankam. Die 12-Gang Shimano XTR M9100 Shadow Plus Schaltung hat den Test ebenfalls mit Bravour bestanden und selbst mit einer UnterstĂŒtzungsstufe weniger, hĂ€tte mir die Ăbersetzungsbandbreite wahrscheinlich immer noch genĂŒgt!
Ich fand es etwas schade, dass ich in der Rahmenhöhe S zwar einen GetrĂ€nkehalter auf das Unterrohr bekam, aber eine Standard 0,75 l Trinkflasche zu groĂ fĂŒr das Rahmendreieck war. Alles jedoch keine Tragödie. Apropos Platz im Rahmendreieck: Der Range Extender, der kĂŒrzer ausfĂ€llt als eine Trinkflasche, passt laut Liv allerdings schon in das Dreieck, auch in der RahmengröĂe XS (wir haben extra nachgefragt).
