Zuletzt aktualisiert am 7. Dezember 2020
Als mein Mann 2010 im Zuge seiner Meisterprüfung zum Zweiradmechaniker mein damaliges Fahrrad auf ein Pedelec umbaute, dachte ich zunächst darüber nach, es nach bestandener Prüfung wieder von ihm zurückbauen zu lassen, denn für ein Elektrofahrrad fühlte ich mich noch nicht alt genug. Dies änderte sich schnell, nachdem mich der BionX-Antrieb souverän die vielen Anstiege im Bergischen Land unterstützte und ich merkte, dass dieses neue Fahrgefühl dazu führte, dass ich deutlich öfters aufs Rad stieg, um z. B. auch Einkäufe damit zu erledigen.
Riese & Müller Nevo
Im Dezember 2015 habe ich mir dann den Traum von einem Riese & Müller Pedelec erfüllt. Das Modell “Nevo” hatte mich sofort angesprochen und nach einigen Anpassungen in Bezug auf die Lenker- und Satteleinstellung stand für mich fest, dass ich mit diesem Rad den Ostseeküstenradweg entlang fahren wollte. Bereits im letzten Jahr war ich von Stralsund rund um die Insel Usedom gefahren. Nun wollte ich „den Rest“ ebenfalls sehen und von Flensburg nach Stralsund entlang der Ostsee radeln.
So startete ich meine e-Bike Tour Anfang Juli 2016
Mit dem Zug ging die Fahrt bis Flensburg. Der Koffer war bereits 3 Tage zuvor von einem Paketdienst abgeholt worden und wartete im Hotel auf mich. Er wurde während meiner 2 ½ wöchigen Tour von einem Radreisenanbieter für mich transportiert. Das heißt, die Tagesetappen und Hotels standen schon im Vorfeld fest, was für mich ein entspanntes, genussvolles Radeln ermöglichte. Von Flensburg, für das ich einen Zusatztag eingeplant hatte, führte die erste Tagesetappe bis Kappeln, das etwa 80 Kilometer entfernt an der Schlei liegt. Am frühen Morgen entlang der Flensburger Förde zu fahren, teils direkt am Wasser, teils über unbefestigte oder asphaltierte Wege, mal durch Wald, dann wieder entlang der Bucht erfüllt schnell mit einer wohltuenden Ruhe. Das souveräne “Schnurren” des Bosch-Antriebes, dass einen leise begleitet, gibt das Gefühl der Sicherheit, jedes Ziel erreichen zu können. Jederzeit Anhalten zu können und es sich an einem kleinen Strandabschnitt gemütlich zu machen oder in einem der vielen kleinen Häfen dem Treiben der Segler zu zuschauen, habe ich als wahren Luxus empfunden.
Der zweite Tag war mit 45 km bis Eckernförde eine leichte Herausforderung für mich und mein Fahrrad. Für das zarte Hinterteil eines jeden Radfahrers ist dies, so glaube ich, jedoch der schlimmste Tag. Deshalb sollte man sich unbedingt leichte Unterstützung in Form eines guten Hoseneinsatzes gönnen. Was ich am Morgen des dritten Tages noch nicht ahnte war, dass ich heute 110 km fahren würde. Bereits kurz nach Eckernförde verfuhr ich mich aufgrund einer schlechten Tourenbeschreibung und am Nachmittag hatte ich die ungetrübte Gewissheit, dass Heiligenhafen mein heutiges Tagesziel sei. Ich wunderte mich allerdings gegen 16.00 Uhr über die vielen Kilometer, die immer noch vor mir lagen und wurde mir erst an einer Kreuzung, an der Heiligenhafen und Schönberg ausgewiesen waren bewusst, dass ich bereits 20 km an meinem eigentlichen Tagesziel Schönberg vorbei gefahren war!
An der Küste entlang
Ach, wie gerne wäre ich nachmittags am Schönberger Strand mit den Füßen ins Wasser gegangen und hätte ein wenig den Surfern zugeschaut. Doch nun musste ich die 20 zu viel gefahrenen Kilometer wieder zurück und mein persönlicher Akku und der an meinem Fahrrad erreichten an diesem Tag ihre Kapazitätsgrenze. Aber so konnte ich am nächsten Morgen den mir bekannten Streckenverlauf in vollen Zügen genießen. Den Strand, das Naturschutzgebiet und das ruhige, weite Hinterland, durch das ich jetzt rollte. Erst der zweite Teil der Tagesetappe führte weg von der Küste auch oft entlang stärker befahrener Straßen ins touristische Heiligenhafen.
Die Insel Fehmarn lag auf der nächsten Tagesetappe zum Greifen nah, doch es hatte nachts heftig gewittert und die Straßen waren überall voll mit kleinem Geäst. Deshalb bin ich direkt weiter in Richtung Neustadt in Holstein gefahren, was auch wieder ungefähr 75 km entfernt lag. Wie am Vortag führte die morgendliche Strecke sehr schön an der Küste entlang, wurde ab Grömnitz aber eine Herausforderung, da man auf einem 40 cm breitem Streifen entlang einer extrem befahrenen Bundesstraße fahren musste. Entschädigt wird man in Neustadt mit einem schönen Strand, einem lebendigen Hafen und einer netten Einkaufsstraße. Durch so klangvolle Orte wie Scharbeutz und entlang des Timmendorfer Strandes cruist man am letzten Tag seiner Tour durch den schleswig-holsteinischen Teil des Ostseeküstenradweges Lübeck entgegen, nicht ohne vorher in Travemünde dem ein oder anderen Segler und Fährschiff zu gewunken zu haben.
Reifenpanne in Lübeck
Für Lübeck hatte ich wieder einen Zusatztag eingeplant, was sich auch gelohnt hat. Ich war nun 420 km gefahren. Bis Stralsund durch Mecklenburg-Vorpommern sollten in etwa 300 km vor mir liegen, was bedeutete, dass die Tagesetappen von nun an kürzer werden würden. Doch zu meinem großen Erstaunen begrüßte mich mein e-Bike nach den zwei Tagen Ruhepause in Lübeck als erstes mit einem “Plattfuss“! Ich hatte mir wohl einen Dorn eingefahren und die Luft war langsam entwichen. Da ich von meinem Reiseanbieter keine Unterstützung erhielt, rief ich bei e-motion in Köln an. Mein Mann schickte mir zwei Videos auf das Handy, mit denen ich mich an ein Fahrradgeschäft vor Ort wandte, denn die Steckachse lässt sich zwar leicht, aber am besten nur auf eine bestimmte Art und Weise öffnen. Mit Verspätung starteten mein “Nevo” und ich zunächst immer entlang der Ostsee und deren Steilküste am Ostseebad Boltenhagen vorbei und dann auch teilweise durchs Hinterland mit Ziel Wismar. Von dort habe ich es mir nicht nehmen lassen, einen Ausflug auf die kleine Insel Poel zu machen, bevor es dann weiter nach Kühlungsborn ging. Aufgrund der Reisezeit wurde es hier nun deutlich voller auf dem Ostseeküstenradweg. Dies bestätigte sich auch auf dem Weiterweg nach Warnemünde. Auf den Deichen treffen nun Radreisende, Tagesausflügler, Kurzstreckenfahrer auf dem Weg zum Strand aufeinander. Hier wird einem Pedelec-Fahrer bewusst, wie schnell er eigentlich sonst so unterwegs ist und welch ein Luxus so ein Antrieb am Fahrrad ist. Aber mit ein paar netten Worten und Rücksicht lassen sich die Gruppen an Radfahrern umrunden oder man “schaltet einen Gang zurück” und lässt sich mit dem Strom treiben. Schön sind auf diesem Stück die Strände. Sie werden etwas breiter und die Ostsee, die einen so stillen, ruhigen Eindruck machte bis hierher, wird deutlich rauer und schlägt mit Wellen ans Ufer. Jedem Liebhaber großer Schiffe wird in Warnemünde das Herz aufgehen, denn es vergeht keine halbe Stunde, in der nicht irgendein Frachter, Fährschiff oder Kreuzfahrtschiff in den Hafen ein- oder ausläuft.
Natur pur und Ruhe in Darß
Im weiteren Verlauf des Ostseeküstenradweges erreicht man Fischland-Darß. Mich haben die reetgedeckten Häuser und die teilweise sehr blumenreichen Vorgärten sehr an Keitum auf Sylt erinnert. Man kann Ablenkung in den kleinen Orten entlang der Küste finden, wer es aber ganz ruhig mag, der findet in Darß entlang des Bodstedter Bodden Natur pur. Diese Ruhe begleitet den Fahrenden auch am letzten Tag seiner Reise nach Stralsund, wenn er kilometerweit dem Barther Bodden und später dem Stralsund auf meist asphaltierten Wegen entlang rollt. Ich wunderte mich, als es nur noch 5 km bis Strelasund waren, dass sich noch keinerlei Anzeichen einer Stadt erkennen ließen. Doch nach dem ersten kleinen Strand, der am Strelasund liegt und dem darauf folgenden Strandbad, sah ich auf einmal die majestätisch wirkende Rügenbrücke, die Volkswerft und die Spitzen der St. Nikolai Kirche vor mir. Knappe 750 Kilometer lagen nun hinter mir und das Ziel meiner Reise war erreicht. Erst im Rückblick werden viele Eindrücke, die man auf seiner vielfältigen Reise gewonnen hat, wieder bewusst. Zurück in der Kölner Bucht mit ihrer schwül heißen Luft im Sommer und der Dunstglocke, die über einem schwebt, merkt man, wie unglaublich hoch der Himmel an der Ostsee hängt und wie frisch und klar die Luft war, die in die Lunge eingeströmt ist. Die Kombination aus sattem Grün der Wiesen und Wälder mit dem starken Blau des Himmels und des Meeres, verbunden mit den unglaublichen Wolkenformationen, die einen begleiten, werden Jeden, der die Weite des Meeres liebt, begeistern.
Fazit zu meiner e-Bike Tour
Ich würde diese Tour immer wieder machen, würde sie nach meinen jetzigen Erfahrungen aber individueller nach meinen Wünschen zusammenstellen. Jeder Radreisende sollte sich nach seinen Vorlieben beim Radfahren fragen. Ist es das sportliche Fahren, das ihn anspricht oder sollen die Etappen kürzer sein, um Ausflüge, Besuche in Museen und Kirchen, Stadtbesichtigungen usw. mit einplanen zu können. Ich wünsche allen, die so eine Radreise “wagen”, dass sie es genauso genießen werden, stets in Bewegung zu sein, von Kurve zu Kurve die neuen Eindrücke aufsaugen zu können, sich Zeit zu nehmen für die vielen kleinen Verlockungen entlang der Strecke und mit einem gewissen Stolz auf die eigene körperliche Leistung am Ziel der Reise mit einem wohligen Seufzer und nach einem kühlen Blonden oder einem Schoppen Wein auf das Bett zu sinken und mit einem Lächeln an die vielen kleinen Begebenheiten zu denken, die diese Reise mit sich gebracht haben.
Brigitta Blum
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