Raymon Vergleich – HardRay vs. TrailRay

e-Hardtail oder e-Fully?

Zuletzt aktualisiert am 7. April 2025

Auf den glĂ€nzenden Titelseiten von e-MTB Magazinen finden sich meist junge, versierte Fahrer:innen, die mit hochpreisigen e-Fullys dynamisch auf Trails, durch eine atemberaubende Landschaft fegen. Aber entspricht dieses Bild der RealitĂ€t, wie die meisten von uns e-Mountainbiker:innen ihr Bike tatsĂ€chlich einsetzen? Brauche ich unbedingt ein e-Fully, um Spaß in der Natur zu haben? Reicht mir nicht auch ein e-Hardtail?

Diese Fragen stellen sich fast alle Neueinsteiger:innen. Klar, ein „Full-Suspension-Bike“ hat einen gefederten Hinterbau, aber wo liegen ansonsten die Unterschiede? FĂŒr wen ist ein Hardtail passend? Wer sollte besser zum Fully greifen? Wo liegen die Vor – und Nachteile? Worauf muss ich achten und wieviel Geld muss ich investieren, um auch langfristig Freude an meinem e-MTB zu haben?

Um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen und in einem besonders fĂŒr Neueinsteiger:innen interessanten Preisniveau zu bleiben, haben wir uns fĂŒr zwei TestrĂ€der der gleichen Marke und mit Ă€hnlicher Ausstattung entschieden: Das R Raymon e-Hardtail HardRay E 6.0 und das R Raymon e-Fully TrailRay 140 E 7.0. Beide haben den gleichen Yamaha PW-X2 Motor, die gleiche AkkukapazitĂ€t (630 Wh) und die gleiche Deore 10-fach Schaltung, sowie eine Ă€hnliche Geometrie. Preislich ist das HardRay 6.0 mit 3.599 € bei R Raymon das Topmodell unter den e-Hardtails. FĂŒr 4.299 € bietet der Premium Hersteller unser Fully Test e-Bike, das TrailRay 140 E 7.0, an.

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Zusammen mit meinem „Belchenradler“-Teamkollegen Wanja habe ich mich im schönen SĂŒdschwarzwald auf eine ausgiebige Testfahrt begeben und beide Kandidaten genau unter die Lupe genommen. Wanja ist Trial- und Dirtbiker, liebt SprĂŒnge und alle Arten von Action. Ich selbst bin eher Tourenfahrer und suche das Naturerlebnis auf Naturtrails. Wir entstammen nicht nur aus zwei verschiedenen Generation, sondern sind auch zwei unterschiedliche Fahrertypen. Ich bin gespannt, wie wir beide die e-Bikes am Ende der Testfahrten beurteilen.

Testbericht: R Raymon HardRay E 6.0

Im ersten Teil des Testberichts widmen wir uns dem e-Hardtail. Die wichtigsten Spezifikationen kurz und knapp:

  • LaufradgrĂ¶ĂŸe: 29 Zoll
  • Rahmen: 29 Zoll Alurahmen mit integriertem Akku
  • Motor: Yamaha PW-X2 (80 Nm)
  • Akku: Simplo EnergyTube (630 Wh, entnehmbar aus dem Unterrohr)
  • Display: Yamaha Display A, LCD-Display
  • Gabel: SR Suntour XCM34, 120 mm (Stahlfedergabel mit Preload Anpassung und Lock-Funktion
  • Schaltung: Shimano Deore 10-fach, mit 38er Kettenblatt und einer 11-43 Kassette
  • Bremsen vorne und hinten: Clarks M2, hydraulische Zweikolbenbremse
  • Reifen: Continental Cross King 2,3 x 29
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Erster Eindruck

Angekommen im schönen MĂŒnstertal, beim Kloster St. Trudpert, nehmen wir das HardRay 6.0 vom TrĂ€ger. Es ist spĂŒrbar leichter als das e-Fully. Das HardRay 6.0 sieht stimmig aus und gefĂ€llt schon auf den ersten Blick. Der helle Grauton wirkt dezent sportlich und mit gut dosierten Farbtupfern in Orange, alles andere als langweilig. Alternativ gibt es das 6.0 auch in einem krĂ€ftigen Blauton mit weißen Applikationen.

Viele die sich fĂŒr ein e-Hardtail dieser Kategorie entscheiden, nutzen ihre e-Bike nicht nur fĂŒr sportliche Touren am Wochenende in die Natur, sondern auch als Daily-Cruiser fĂŒr den tĂ€glichen Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen. Zweifingerbremshebel, eine wartungsarme Stahlfedergabel, ein 38er Kettenblatt und Aufnahmen fĂŒr Schutzbleche sowie einen SeitenstĂ€nder am Hinterbau zeigen, dass R Raymon mit dem HardRay auch die Daily Driver als Zielgruppe im Blick hat. Zum Preis von 3.599 € darf man im Jahr 2022 keine High-End-Ausstattung bei einem e-MTB erwarten. Die Ausstattung ist ĂŒberwiegend schlicht gehalten, zweckmĂ€ĂŸig und funktional.

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Die verbaute Stahlfedergabel hat keinen Sag-Ring und so montieren wir einen Kabelbinder am Tauchrohr, um bei der Testfahrt zu sehen, wieviel Federweg in welcher Situation frei gegeben wird. Wanja und ich sind eher Leichtgewichte, wir wiegen beide um die 70 kg. Über die einstellbare Vorspannung der Feder (Preload) ließ sich die Gabel noch etwas anpassen auf das Körpergewicht. Wir belassen es bei der Werkseinstellung und kommen ruhig im e-MTB stehend so auf 20 % Sag. Das passt. Als Reifendruck wĂ€hlen wir 1,6 Bar vorne und 1,8 Bar hinten. Los geht’s!

Die Probefahrt

Nachdem bei e-MTBs die Geometrien in den letzten Jahren immer lĂ€nger und flacher wurden, bevorzugen Wanja (192 cm) und ich (183 cm) inzwischen kleinere Rahmen und so entscheiden wir uns fĂŒr RahmengrĂ¶ĂŸe M. Die Sitzposition ist damit eher aufrecht und bequem, als gestreckt sportlich. Ich fĂŒhle mich im nicht zu langen Bike (Radstand 122 cm)direkt wohl. Das e-Bike zeigt sich tatsĂ€chlich wendig und verspielt. R Raymon bietet ĂŒbrigens das HardRay wahlweise als 27,5 Zoll und als 29 Zoll e-MTB an. Klasse!

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Reifen und Bremsen

Das AbrollgerĂ€usch der schmalen 29 x 2,3“ Continental Cross King-Reifen ist auf Asphalt angenehm leise und damit auch alltagstauglich. Ich nutze noch den ersten Kilometer auf Asphalt um die Bremsen einzufahren. Lange „Zweifingerbremshebel“ gehören meiner Meinung nach eher an ein City oder Trekking e-Bike, aber nicht an ein e-Mountainbike. Etwas enttĂ€uscht nehme ich zur Kenntnis, dass die Zweikolbenbremsen auch nach dem Einbremsen nicht so richtig giftig zubeißen wollen.

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Motor und Steuerung

Wir biegen vom asphaltierten Radweg ab und es geht die nĂ€chsten Kilometer moderat bergauf. FĂŒr entspannte Bergtouren dieser Art scheint das HardRay wie gemacht und wir genießen die herrliche Naturlandschaft im MĂŒnstertal. Das Herz eines jeden e-MTBs ist stets der Motor und seine Steuerung. Hier ĂŒberzeugt der bewĂ€hrte Yamaha PW-X2 Motor voll und ganz. Der 80 Nm starke Yamaha Motor schiebt direkt von unten heraus bĂ€renstark. FĂŒnf verschiedene UnterstĂŒtzungsstufen plus Automatikmodus wirken fast etwas zu viel des Guten. Sie ermöglichen mir aber eine sehr feine Abstufung in der Wahl der UnterstĂŒtzung. Entspannt und ohne Schweißperlen auf der Stirn geht es bergauf und wir genießen die Scharzwaldidylle.

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Das Display A von Yamaha lĂ€sst sich einfach und intuitiv bedienen und ist dabei ergonomisch gut erreichbar. Es passt perfekt als Kommandozentrale eines e-MTBs. Alle wichtigen Daten wie UnterstĂŒtzungstufe, Geschwindigkeit und Reichweite sind direkt ablesbar.

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Die Schaltung

Die Schaltperformance der Shimano Deore lĂ€sst keine WĂŒnsche offen. Die Gangwechsel verlaufen sehr geschmeidig. Die große Frage ist aber: Reicht die Übersetzungsbandbreite fĂŒr richtig steiles GelĂ€nde aus?

Die verbaute 10-fach Deore Schaltung ist gĂŒnstig, stabil und verschleißarm. Sie bietet aber in den Bergen naturgemĂ€ĂŸ keine wirklich kleinen GĂ€nge. Erschwert wird dies beim HardRay noch zusĂ€tzlich durch ein riesiges 38-ZĂ€hne-Kettenblatt. Die Entwickler:innen des HardRay haben da wohl eher die Alltagsnutzer im Blick gehabt, als einen wie mich, der jetzt gleich 500 Höhenmeter im Schwarzwald, mit teils ĂŒber 20 % Steigung absolvieren muss. In meinem Kopfkino lĂ€uft schon das Drehbuch zu einem Horrorfilm: Belchenradler als Testfahrer, der sein e-MTB den Berg hochschiebt. Ein echter Albtraum! Was mir ebenfalls Kopfzerbrechen bereitet sind die alltagstauglichen, aber wenig profilierten Cross-Ray-Reifen am Hinterrad. Wenn das Hinterrad bei ĂŒber 20 % Steigung auf losem Untergrund nur ein Mal richtig durchrutscht ist die Fahrt beendet.

Der Joker

Der letzte Bauernhof im MĂŒnstertal ist erreicht und damit der befestige Fahrweg zu Ende. Jetzt wird wir es ernst. Eine echte Rampe baut sich vor uns auf. KĂŒhe weiden hier keine mehr. Das ist ein echtes Ziegenparadies! Intuitiv schalte ich hoch, aber der kleinste Gang ist schnell erreicht. Bislang habe ich die meiste Zeit den Automatik-Modus als UnterstĂŒtzungsstufe gewĂ€hlt, nun heißt es alles geben. Ich setze alles auf eine Karte und spiele meinen Joker aus: EXPW – so nennt sich die stĂ€rkste UnterstĂŒtzungsstufe bei Yamaha.

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Der 80 Nm PW-X2 schiebt mich damit stark genug an um bergauf loses Gestein und Wasserrinnen und andere Hindernisse zu ĂŒberrollen. Dank EXTREM POWER (EXPW) sind Geschwindigkeiten im Anstieg realisierbar, bei denen meine Trittfrequenz auch mit der großen 38 11-43 Übersetzung wieder aus dem Keller kommt. Dass ich mit dem HardRay 6.0 so souverĂ€n den Berg hochkomme hĂ€tte ich wirklich nicht erwartet. Meine Sorgen waren unberechtigt. Jetzt kann ich entspannen und muss grinsen. Denn auch die schmalen, wenig profilierten CrossRay-Reifen haben ihren Job erstaunlich gut erledigt. Das HardRay klettert, wenn nötig wie eine Ziege, ohne nennenswerten Wheelspin und dank langer Kettenstrebe (485 mm) und steilem Sitzwickel (74 °). Auch ohne steigendes Vorderrad. Die erste Challenge wĂ€re also geschafft!

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Oben auf 800 m angekommen, genießen wir fĂŒr einige Minuten die Aussicht ins MĂŒnstertal. Dann geht es weiter zur zweiten Challenge. Die meisten Hardtailfahrer:innen wĂŒrden jetzt sicher auf einen moderaten Weg Richtung Berggasthaus Kohlerhof abbiegen. Wir wollen aber noch höher aufsteigen – zur Sonnhalde. FĂŒr mich ein echtes Schwarzwald-Highlight mit Panorama-Blick bis zu den Vogesen. Das einzige Problem: der Naturweg dahin ist nicht nur steil, sondern auch immer wieder mit massiven Wurzelteppichen ĂŒbersĂ€ht, wie ich sie sonst nirgendwo im Schwarzwald kenne. Mit einem e-Fully bĂŒgelt man notfalls einfach darĂŒber. Aber mit dem e-Hardtail wird es eine spannende, fahrtechnische Herausforderung.

Fahren im Grenzbereich

Los geht’s! Am Anfang kommen mir die 20 cm hohen Wurzeln noch vereinzelt entgegen. DafĂŒr hebe das Vorderrad leicht an und kann sie so gut ĂŒberrollen. Doch nun kommen die berĂŒchtigten Wurzelfelder. Meine Augen scannen das Wurzel-Labyrinth ab und suchen verzweifelt nach der bestmöglichen Linie zum Fahren. Es gibt keine Linien ohne große Wurzeln, aber zumindest gelingt es mir die schlimmsten zu umfahren. Die Wurzeln liegen jetzt so dicht aneinander, dass das Hinterrad schon in die Erste reinkracht wĂ€hrend man mit dem Vorderrad gerade die Zweite in Angriff nimmt. Bahm, bahm, bahm – stehend pedaliere ich im Rodeo-Style ĂŒber die Wurzelberge und kann mich nur noch mit MĂŒhe auf den Pedalen halten. Jede Wurzel schlĂ€gt erbarmungslos auf den Fahrer durch.

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Mit guten e-Fullys bin ich diese Passagen schon öfter gefahren, aber fĂŒr das HardRay 6.0, mit der einfachen Stahfedergabel, scheint dieses Terrain etwas „too much“. Wanja, der auf dem 140 mm R Raymon TrailRay-Fully mitfĂ€hrt, hat hier gut lachen. FĂŒr ihn stellen die Wurzelteppiche kein ernstes Problem dar, aber mehr dazu im spĂ€ter im TrailRay-Testbericht. Das HardRay 6.0 ist eher fĂŒr Schotter- und Forstwege, sowie fĂŒr einfache Trails gemacht. Nach 1-2 Kilometern werden die Wurzeln weniger und es ist geschafft. Puh – das war heftig! Die Sonnhalde entlohnt uns mit einem Bilderbuchpanorama vom Feinsten und wir nutzen die Traum-Location zum Fotografieren und Filmen unserer e-MTBs.

Der RĂŒckweg

Auf dem RĂŒckweg geht es meist bergab mit gelegentlichen Gegenanstiegen. Schade, dass das HardRay 6.0 keine Teleskope-SattelstĂŒtze besitzt. Ich habe keine Lust immer anzuhalten, um den Sattel stĂ€ndig hoch und runter zu stellen und so wĂ€hle ich eine Mittelstellung mit der ich in ebenen Passagen und bergauf noch pedalieren kann.

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Auf dem Naturtrail ĂŒberrolle ich die 40 cm Stufen mit dem HardRay – ohne Probleme. Der Lenkwinkel von 67° passt perfekt zu diesem Hardtail. Er vermittelt Sicherheit bergab, ohne das Bike allzu sperrig und lang zu machen. Klar, die Stahlfedergabel reagiert nicht besonders sensibel auf Hindernisse, sie taucht aber auch nicht zu tief ein. Am Ende unserer Tour wird mein Kabelbinder am Tauchrohr zeigen, dass ich gut 80 % des verfĂŒgbaren Federwegs genutzt habe. Das ist in Ordnung. Das HardRay ist gemacht fĂŒr Tourenfahrer, denn es ist kein Bike zum „Ballern“. Wer bergab nicht besonders schnell unterwegs sein muss, kommt damit zurecht.

Auf den letzten Kilometern talwĂ€rts werden die Wege wieder einfacher und weniger technisch anspruchsvoll. Hier ist das R Raymon HardRay 6.0 ganz in seinem Element. Wendig wie ein Wiesel stĂŒrmt es los.

Fazit zum R Raymon HardRay 6.0

Das HardRay 6.0 kann exakt das, wofĂŒr es gedacht ist. Es ist mit der Option fĂŒr Schutzbleche und SeitenstĂ€nder, sowie seiner bequemen Geometrie 100 % alltagstauglich. Die Reifen und die Übersetzung sind ebenfalls perfekt auf den Daily-Driver abgestimmt. Als e-Hardtail mit 10-fach Schaltung ist es wartungswarm und die Verschleißteile sind gĂŒnstig.

Wer sich fĂŒr ein HardRay 6.0 entscheidet, erhĂ€lt darĂŒber hinaus als SahnestĂŒck den Yamaha PW-X2 Motor. Dieser gehört zweifellos zu den besten Motoren im e-MTB-Bereich. In Kombination mit dem Display A und einem großen 630 Wh Akku lĂ€sst dieser kaum WĂŒnsche offen.

FĂŒr einen hĂ€rteren Einsatz im GelĂ€nde ist die einfache Stahlfedergabel, eine fehlende Teleskop-SattelstĂŒtze, sowie die nicht besonders bissigen Bremsen eher unpraktisch. Fahrer:innen die ĂŒberwiegend auf Asphalt, oder einfachen Naturwegen und Trails unterwegs sind, dĂŒrfte dies aber alles nicht weiter stören. Wer sich fĂŒr das formschöne e-Hardtail interessiert sollte beim e-motion e-Bike Shop seines Vertrauens eine Probefahrt vereinbaren.

Danke, an die e-Bike Experten von e-motion e-Bike Welt Freiburg SĂŒd fĂŒr die Bereitstellung des R Ramon HardRay 6.0 Testbikes!

R Raymon TrailRay E 140 7.0 Modell 2022

Im zweiten Teil des Vergleichstests e-Hardtail vs. e-Fully widmen wir uns dem e-Fully R Raymon TrailRay E 140 7.0. Die wichtigsten Spezifikationen kurz und knapp:

  • LaufradgrĂ¶ĂŸe: Mullet, 29 Zoll vorne / 27,5 Zoll hinten
  • Rahmen: Alurahmen mit integriertem Akku
  • Motor: Yamaha PW-X2 (80 Nm)
  • Akku: Simplo EnergyTube (630 Wh, entnehmbar aus dem Unterrohr)
  • Display: Yamaha Display A, LCD-Display
  • Gabel: RockShox 35 Silver R, 140 mm (Stahlfedergabel)
  • DĂ€mpfer: SR Suntour Raidon R (Luft-DĂ€mpfer)
  • Schaltung: Shimano Deore 10-fach, mit 38er Kettenblatt und einer 11-43 Kassette Bremsen vorne und hinten: Tektro HD-M745, hydraulische Vierkolbenbremse
  • Reifen: Vorne Continental Trail King 29 x 2,4, hinten Continental Trail King 27,5 x 2,6 SattelstĂŒtze: R Raymon Dropper Post

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Erster Eindruck

Im Jahr 2022 ist nicht nur nahezu alles teurer geworden, viele Dinge sind auch nicht lieferbar. Umso mehr freue ich mich heute ein e-Bike testen zu dĂŒrfen, das zum Preis von 4.299 € nicht nur Ă€ußerst gĂŒnstig ist fĂŒr ein e-Fully aus dem Fachhandel, sondern auch verfĂŒgbar: Das R Raymon TrailRay E-140 7.0. Das TrailRay 7.0 wird als „erstklassiges Einsteigermodell fĂŒr Trail-Abenteuer“ beschrieben. Das klingt vielversprechend! Dann werfen wir mal einen ersten Blick auf das e-Fully.

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Unser Testbike ist das Trailray E 140 7.0, also mit 140 mm Federweg vorne und hinten. Ohne Aufpreis bekĂ€me man bei R Raymon auch eine 160 mm Variante. Wow! Zur Wahl stehen jeweils die Farben weiß und grĂŒn. Das Weiß mit schwarzen und roten Applikationen steht dem TrailRay ausgezeichnet. Wer das TrailRay als Alltagsrad nutzen will, hat die Option Schutzbleche und sogar einen SeitenstĂ€nder am Hinterbau anzubringen. R Raymon setzt beim TrailRay auf den liegende Mullet-LaufrĂ€der Trend, also vorne 29 Zoll und hinten 27,5 Zoll. Das verspricht den besten Kompromiss aus Laufruhe und Wendigkeit. Wobei die Kettenstrebe mit 475 mm nicht gerade kurz ausfĂ€llt – trotz 27,5 Zoll hinten.

Ein Highlight in dieser Preisklasse ist zweifelsohne der Yamaha PW-X2 Motor, welcher von einem leistungsstarken 630 Wh Akku (entnehmbar aus dem Unterrohr) befeuert wird. KrĂ€ftige 4-KolbenBremsen vorne und hinten, zeigen, dass auch hier nicht gespart wurde. Und auch an eine Teleskop-SattelstĂŒtze haben die Entwickler selbstverstĂ€ndlich gedacht. Etwas enttĂ€uscht nehmen wir zur Kenntnis, dass die verbaute Rockshox-Gabel eine einfache Stahlfedergabel ist, bei der sich ĂŒberhaupt nichts einstellen lĂ€sst.

Eine individuelle Anpassung der Druckstufe auf das Gewicht oder an den individuellen Fahrstil ist somit nicht möglich. Dann hoffen wir mal, dass das Werks-Setup passt. Zumindest der SR Suntour-DĂ€mpfer ermöglicht aber eine Einstellung der Druckstufe, wie auch der Zugstufe. Allerdings besitzt er keine Lock-Funktion. Wer eine Luftfedergabel wĂŒnscht, kann fĂŒr 4.699 € zum TrailRay 8.0 greifen. Schauen wir mal, wie sich das TrailRay 7.0 in der Praxis schlĂ€gt. Auf geht’s zur Probefahrt!

Die Testfahrt

Da das TrailRay weder an der Gabel noch am DĂ€mpfer einen Sag-Ring hat, bringe ich fĂŒr die Testfahrt einen Kabelbinder an, denn ich möchte wissen, wie der zur VerfĂŒgung stehende Federweg in verschiedenen Fahrsituationen genutzt wird. In den Pedalen stehend betrĂ€gt der Sag bei Wanja und mir (wir wiegen beide jeweils um die 70 kg) ca. 20 % an der Gabel und 25 % am DĂ€mpfer. Das passt!

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Die ersten Meter auf Asphalt nutze ich auch hier, um die Bremsen einzufahren. Es fĂ€llt schon nach wenigen Bremsungen auf, dass die hier verbauten Tektro-Vierkolbenbremsen deutlich besser zubeissen, als die 2-Kolbenbremsen am HardRay. Allerdings taucht die Gabel beim Anbremsen merklich ein. Die Sitzposition ist sehr bequem und ich fĂŒhle mich direkt wohl. Die breiteren Reifen und der gefederte Hinterbau bringen zusĂ€tzlich Komfortgewinn und absorbieren kleine SchlĂ€ge. Wir fahren zunĂ€chst moderat, mit einer Steigung im einstelligen Bereich, bergauf. Der Hinterbau, dessen SR Suntour-DĂ€mpfer keine Lock Funktion besitzt, verhĂ€lt sich manierlich. Ohne nennenswertes Wippen pedaliere ich entspannt bergauf und lasse meinen Blick ĂŒber saftige Viehweiden und einsame Bauernhöfe schweifen.

Motor und Schaltung

Der 80 Nm starke Yamaha PW-X2 Motor zieht wunderbar krĂ€ftig, auch bei niedriger Trittfrequenz und passt mit seiner bulligen Charakteristik hervorragend zum TrailRay. Wirklich kleine GĂ€nge hat er mit seiner 10-fach 11-43 Schaltung in Kombination mit dem großen 38 ZĂ€hne Kettenblatt nicht zu bieten.

Das Display A ist eine intuitiv zu bedienende Kommandozentrale. Diese ist gut erreichbar und ermöglicht einen einfachen Zugriff auf alle wichtigen Steuerfunktionen. Dabei versorgt mich das Display mit den wichtigsten Daten auf einen Blick. Es hĂ€lt fĂŒnf UnterstĂŒtzungs-Modi bereit. Fein abgestuft lĂ€sst sich so die UnterstĂŒtzung perfekt an jede Fahrsituation anpassen. Ein lĂ€ngerer Tastendruck auf die obere Pfeiltaste bringt mich in den Automatikmodus. Die Bezeichnungen der UnterstĂŒtzungsstufen können fĂŒr Yamaha-Neulinge zunĂ€chst etwas verwirrend sein, man gewöhnt sich aber schnell daran: +ECO, ECO, STD, HIGH, EXPW und A fĂŒr Automatik.

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Nun wird es aber höchste Zeit, dass wir das TrailRay seiner Bestimmung, nĂ€mlich dem Trailfahren, zufĂŒhren. Wir biegen ab und es geht direkt mörderisch steil auf einem unbefestigten Naturweg nach oben. Anders als beim HardRay macht mir das beim TrailRay aber keine Sorgen. Das GripNiveau der 2,6 Zoll breiten Trail-King Reifen ist ausgezeichnet und der gefederte Hinterbau sorgt fĂŒr eine bessere Traktion. Das Hinterrad klebt förmlich auf dem Boden und die groben Stollen sorgen fĂŒr ausreichend Grip, auch auf losem Untergrund. FĂŒr eine kurze SchlĂŒsselstelle drĂŒcke ich den EXPW-Modus und senke die Teleskop-SattelstĂŒtze leicht ab, um den Schwerpunkt niedriger und das Vorderrad am Boden zu halten. Geschafft!

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Beim Klettern in steilen Passagen wippt der Hinterbau etwas und fĂŒr lĂ€ngere Anstiege wĂŒrde ich mir kleinere GĂ€nge wĂŒnschen. Aber in Anbetracht des gĂŒnstigen Preises sind solche Dinge zu verschmerzen. Mit dem Yamaha PW-X2 an Bord gibt es fĂŒr das TrailRay 7.0 jedenfalls nichts, wo man nicht hochkĂ€me.

Über Stock & Stein

Nun geht es auf und ab, auf einem Trail ĂŒber Stock und Stein. In langsamen technischen Passagen vermittelt der PW-X2 ein gutes PedalgefĂŒhl und lĂ€sst sich sensibel im Ansprechverhalten wunderbar feinfĂŒhlig ĂŒber den Pedaldruck steuern. Kurze Trackstands gelingen mĂŒhelos. Anders als beim HardRay schluckt das Fahrwerk des TrailRay deutlich besser grobe Unebenheiten. Selbst monströse Wurzelfelder werden zum Kinderspiel. Musste man sich beim HardRay sorgsam die Linienwahl ĂŒberlegen, so hĂ€lt man mit dem TrailRay auch einfach mal drauf: BĂ€hm!

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Besonders bei Wanja wird beim TrailRay der unbĂ€ndige Spieltrieb geweckt. Er nutzt jede Gelegenheit zum Abziehen, macht SprĂŒnge und Manuals, dass wir beide das Grinsen kaum mehr aus dem Gesicht kriegen. Kritisch anmerken muss man allerdings, dass das TrailRay 7.0 bei dieser Art von Fahrspaß eigentlich nur fĂŒr leichte Fahrer:innen geeignet ist. Die einfache Stahlfeder-Gabel ist fĂŒr einen aktiven Fahrstil zu weich abgestimmt und lĂ€sst sich nicht anpassen. Bei jedem kleinen Sprung kommt sie selbst bei uns Fliegengewichten mit 70kg fast immer auf Anschlag. Beim Überrollen von grĂ¶ĂŸeren Stufen, wie auch beim scharfen Anbremsen, taucht sie außerdem sehr weit ein.

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Das TrailRay hat eine Gewichtsfreigabe von 130 kg. Dass es sich von einer 90 oder 100 kg Person noch flott auf Trails bewegen lÀsst, ist so kaum vorstellbar. Schade! Das e-MTB an sich könnte weit mehr. Schwerere Personen sollten daher die 160 mm Variante austesten oder gleich zum 8.0 mit Luftfedergabel greifen.

Oben angekommen auf der Sonnhalde erwartet uns ein Schwarzwaldpanorama vom Feinsten und wir nutzen die perfekte Location fĂŒr Film- und Fotoaufnahmen mit unseren R Raymons. Dann surfen wir ĂŒber grasbewachsene Naturwege talwĂ€rts, rauschen ĂŒber Wurzelteppiche und genießen den Flow auf einer langen Abfahrt bis ins Tal.

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Fazit zum R Raymon TrailRay E 140 7.0

Das TrailRay E 140 7.0 bietet jede Menge Fahrspaß zum kleinen Preis. Es bietet alle Optionen fĂŒr eine Alltagsnutzung, ist simpel in der Abstimmung und gĂŒnstig bei Verschleißteilen, wie etwa den Komponenten der 10-fach Schaltung. Die Sitzposition ist bequem und durch den nicht zu flachen 67° Lenkwinkel können auch unerfahrene e-MTB-Neulinge das TrailRay um enge Kurven bringen. Das SahnestĂŒck ist der krĂ€ftige Yamaha PW-X2 Motor und mit dem 630 Wh Akku sind auch ausgedehnte Touren kein Problem. Vierkolbenbremsen vorne und hinten sorgen zudem fĂŒr ausreichend Bremskraft auf dem Trail.

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Die nicht anpassbare Stahlfedergabel und das Fehlen kleiner BerggĂ€nge gehören jedoch zu den Kritikpunkten. Ob es fĂŒr den Einsatz auf Trails taugt, hĂ€ngt vom eigenen Fahrstil und Fahrertyp ab. Schwere Fahrer:innen werden die Gabel vermutlich schnell an ihre Grenze bringen. Wer sich fĂŒr das 140 mm e-Fully interessiert sollte beim FachhĂ€ndler des Vertrauens daher unbedingt eine Probefahrt vereinbaren.

Herzlichen Dank an e-motion e-Bike Welt Freiburg SĂŒd, fĂŒr die Bereitstellung des R Raymon TrailRay E 140 7.0.

HardRay 6.0 oder TrailRay 7.0 – soll ich mir ein e-Hardtail oder ein e-Fully kaufen?

Die Testbikes von R Raymon bewegen sich in einer Preisklasse in der es 2022 nicht ohne gewisse Kompromisse geht. 700,00 € betrĂ€gt die Preisdifferenz zwischen den beiden R Raymon e-MTBs. Das ist Einiges und es mag fĂŒr manchen Interessenten bereits kaufentscheidend sein. In Anbetracht der doch sehr unterschiedlichen FahreindrĂŒcke, die wir von den beiden e-Bikes gewinnen konnten, ist es aber auch nicht besonders viel.

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Alltagstauglich sind sie beide und auch Ausfahrten in die Natur, auf einfachen Schotter und Forstwegen, lassen sich mit beiden problemlos realisieren. Sobald der Untergrund ruppiger wird schlĂ€gt jedoch die Stunde des e-Fullys TrailRay 7.0. Es vermittelt besonders Neueinsteiger:innen mehr Sicherheit mit seinen krĂ€ftigen Bremsen, der TeleskopsattelstĂŒtze, breiten Reifen und dem gefederten Hinterbau. Damit verzeiht es kleine Fahrfehler leichter und fordert den oder die Fahrer:in insgesamt deutlich weniger im GelĂ€nde als das HardRay. Bei fortgeschrittenen Fahrer:innen weckt das e-Fully den Spieltrieb und der Spaßfaktor steigt merklich. Wanja wĂŒrde zum TrailRay greifen.

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Er vermisst als junger, fahrtechnisch affiner Fahrer beim HardRay eine TeleskopsattelstĂŒtze und genĂŒgend Biss in den Bremsen. FĂŒr die allermeisten HardRay-Fahrer:innen dĂŒrfte dies aber alles keine Rolle spielen, da sie das e-MTB ohnehin nie so ausreizen und sich im Grenzbereich bewegen werden.

FĂŒr alle die nicht den Nervenkitzel suchen, sondern einfach nur entspannt durch die Natur radeln wollen und ohnehin am liebsten auf leicht fahrbaren Waldwegen unterwegs sind, mag das e-Hardtail HardRay 6.0 die richtige Wahl sein. Jede Pedalumdrehung wird ohne wippenden Hinterbau, direkt und verlustfrei in Vortrieb umgewandelt. Mit dem puristischen Hardtail spart man nicht nur Geld bei der Anschaffung, es ist auch wartungsĂ€rmer. Wer sein HardRay auch mal heben muss, wird außerdem das niedrigere Gewicht zu schĂ€tzen wissen.

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Freude machen beide – nur auf unterschiedliche Art und in unterschiedlichem Terrain. In jedem Fall lohnt sich eine Probefahrt beim FachhĂ€ndler, um die Unterschiede selbst zu spĂŒren.

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Christof

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