R Raymon Vergleich – HardRay vs. TrailRay

e-Hardtail oder e-Fully?

Das HardRay & TrailRay2 stehen vor einer Heide

Zuletzt aktualisiert am 3. Januar 2024

Auf den glänzenden Titelseiten von e-MTB Magazinen finden sich meist junge, versierte Fahrer:innen, die mit hochpreisigen e-Fullys dynamisch auf Trails, durch eine atemberaubende Landschaft fegen. Aber entspricht dieses Bild der Realität, wie die meisten von uns e-Mountainbiker:innen ihr Bike tatsächlich einsetzen? Brauche ich unbedingt ein e-Fully, um Spaß in der Natur zu haben? Reicht mir nicht auch ein e-Hardtail?

Diese Fragen stellen sich fast alle Neueinsteiger:innen. Klar, ein „Full-Suspension-Bike“ hat einen gefederten Hinterbau, aber wo liegen ansonsten die Unterschiede? Für wen ist ein Hardtail passend? Wer sollte besser zum Fully greifen? Wo liegen die Vor – und Nachteile? Worauf muss ich achten und wieviel Geld muss ich investieren, um auch langfristig Freude an meinem e-MTB zu haben?

Um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen und in einem besonders für Neueinsteiger:innen interessanten Preisniveau zu bleiben, haben wir uns für zwei Testräder der gleichen Marke und mit ähnlicher Ausstattung entschieden: Das R Raymon e-Hardtail HardRay E 6.0 und das R Raymon e-Fully TrailRay 140 E 7.0. Beide haben den gleichen Yamaha PW-X2 Motor, die gleiche Akkukapazität (630 Wh) und die gleiche Deore 10-fach Schaltung, sowie eine ähnliche Geometrie. Preislich ist das HardRay 6.0 mit 3.599 € bei R Raymon das Topmodell unter den e-Hardtails. Für 4.299 € bietet der Premium Hersteller unser Fully Test e-Bike, das TrailRay 140 E 7.0, an.

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Zusammen mit meinem „Belchenradler“-Teamkollegen Wanja habe ich mich im schönen Südschwarzwald auf eine ausgiebige Testfahrt begeben und beide Kandidaten genau unter die Lupe genommen. Wanja ist Trial- und Dirtbiker, liebt Sprünge und alle Arten von Action. Ich selbst bin eher Tourenfahrer und suche das Naturerlebnis auf Naturtrails. Wir entstammen nicht nur aus zwei verschiedenen Generation, sondern sind auch zwei unterschiedliche Fahrertypen. Ich bin gespannt, wie wir beide die e-Bikes am Ende der Testfahrten beurteilen.

Testbericht: R Raymon HardRay E 6.0

Im ersten Teil des Testberichts widmen wir uns dem e-Hardtail. Die wichtigsten Spezifikationen kurz und knapp:

  • Laufradgröße: 29 Zoll
  • Rahmen: 29 Zoll Alurahmen mit integriertem Akku
  • Motor: Yamaha PW-X2 (80 Nm)
  • Akku: Simplo EnergyTube (630 Wh, entnehmbar aus dem Unterrohr)
  • Display: Yamaha Display A, LCD-Display
  • Gabel: SR Suntour XCM34, 120 mm (Stahlfedergabel mit Preload Anpassung und Lock-Funktion
  • Schaltung: Shimano Deore 10-fach, mit 38er Kettenblatt und einer 11-43 Kassette
  • Bremsen vorne und hinten: Clarks M2, hydraulische Zweikolbenbremse
  • Reifen: Continental Cross King 2,3 x 29
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Erster Eindruck

Angekommen im schönen Münstertal, beim Kloster St. Trudpert, nehmen wir das HardRay 6.0 vom Träger. Es ist spürbar leichter als das e-Fully. Das HardRay 6.0 sieht stimmig aus und gefällt schon auf den ersten Blick. Der helle Grauton wirkt dezent sportlich und mit gut dosierten Farbtupfern in Orange, alles andere als langweilig. Alternativ gibt es das 6.0 auch in einem kräftigen Blauton mit weißen Applikationen.

Viele die sich für ein e-Hardtail dieser Kategorie entscheiden, nutzen ihre e-Bike nicht nur für sportliche Touren am Wochenende in die Natur, sondern auch als Daily-Cruiser für den täglichen Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen. Zweifingerbremshebel, eine wartungsarme Stahlfedergabel, ein 38er Kettenblatt und Aufnahmen für Schutzbleche sowie einen Seitenständer am Hinterbau zeigen, dass R Raymon mit dem HardRay auch die Daily Driver als Zielgruppe im Blick hat. Zum Preis von 3.599 € darf man im Jahr 2022 keine High-End-Ausstattung bei einem e-MTB erwarten. Die Ausstattung ist überwiegend schlicht gehalten, zweckmäßig und funktional.

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Die verbaute Stahlfedergabel hat keinen Sag-Ring und so montieren wir einen Kabelbinder am Tauchrohr, um bei der Testfahrt zu sehen, wieviel Federweg in welcher Situation frei gegeben wird. Wanja und ich sind eher Leichtgewichte, wir wiegen beide um die 70 kg. Über die einstellbare Vorspannung der Feder (Preload) ließ sich die Gabel noch etwas anpassen auf das Körpergewicht. Wir belassen es bei der Werkseinstellung und kommen ruhig im e-MTB stehend so auf 20 % Sag. Das passt. Als Reifendruck wählen wir 1,6 Bar vorne und 1,8 Bar hinten. Los geht’s!

Die Probefahrt

Nachdem bei e-MTBs die Geometrien in den letzten Jahren immer länger und flacher wurden, bevorzugen Wanja (192 cm) und ich (183 cm) inzwischen kleinere Rahmen und so entscheiden wir uns für Rahmengröße M. Die Sitzposition ist damit eher aufrecht und bequem, als gestreckt sportlich. Ich fühle mich im nicht zu langen Bike (Radstand 122 cm)direkt wohl. Das e-Bike zeigt sich tatsächlich wendig und verspielt. R Raymon bietet übrigens das HardRay wahlweise als 27,5 Zoll und als 29 Zoll e-MTB an. Klasse!

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Reifen und Bremsen

Das Abrollgeräusch der schmalen 29 x 2,3“ Continental Cross King-Reifen ist auf Asphalt angenehm leise und damit auch alltagstauglich. Ich nutze noch den ersten Kilometer auf Asphalt um die Bremsen einzufahren. Lange „Zweifingerbremshebel“ gehören meiner Meinung nach eher an ein City oder Trekking e-Bike, aber nicht an ein e-Mountainbike. Etwas enttäuscht nehme ich zur Kenntnis, dass die Zweikolbenbremsen auch nach dem Einbremsen nicht so richtig giftig zubeißen wollen.

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Motor und Steuerung

Wir biegen vom asphaltierten Radweg ab und es geht die nächsten Kilometer moderat bergauf. Für entspannte Bergtouren dieser Art scheint das HardRay wie gemacht und wir genießen die herrliche Naturlandschaft im Münstertal. Das Herz eines jeden e-MTBs ist stets der Motor und seine Steuerung. Hier überzeugt der bewährte Yamaha PW-X2 Motor voll und ganz. Der 80 Nm starke Yamaha Motor schiebt direkt von unten heraus bärenstark. Fünf verschiedene Unterstützungsstufen plus Automatikmodus wirken fast etwas zu viel des Guten. Sie ermöglichen mir aber eine sehr feine Abstufung in der Wahl der Unterstützung. Entspannt und ohne Schweißperlen auf der Stirn geht es bergauf und wir genießen die Scharzwaldidylle.

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Das Display A von Yamaha lässt sich einfach und intuitiv bedienen und ist dabei ergonomisch gut erreichbar. Es passt perfekt als Kommandozentrale eines e-MTBs. Alle wichtigen Daten wie Unterstützungstufe, Geschwindigkeit und Reichweite sind direkt ablesbar.

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Die Schaltung

Die Schaltperformance der Shimano Deore lässt keine Wünsche offen. Die Gangwechsel verlaufen sehr geschmeidig. Die große Frage ist aber: Reicht die Übersetzungsbandbreite für richtig steiles Gelände aus?

Die verbaute 10-fach Deore Schaltung ist günstig, stabil und verschleißarm. Sie bietet aber in den Bergen naturgemäß keine wirklich kleinen Gänge. Erschwert wird dies beim HardRay noch zusätzlich durch ein riesiges 38-Zähne-Kettenblatt. Die Entwickler:innen des HardRay haben da wohl eher die Alltagsnutzer im Blick gehabt, als einen wie mich, der jetzt gleich 500 Höhenmeter im Schwarzwald, mit teils über 20 % Steigung absolvieren muss. In meinem Kopfkino läuft schon das Drehbuch zu einem Horrorfilm: Belchenradler als Testfahrer, der sein e-MTB den Berg hochschiebt. Ein echter Albtraum! Was mir ebenfalls Kopfzerbrechen bereitet sind die alltagstauglichen, aber wenig profilierten Cross-Ray-Reifen am Hinterrad. Wenn das Hinterrad bei über 20 % Steigung auf losem Untergrund nur ein Mal richtig durchrutscht ist die Fahrt beendet.

Der Joker

Der letzte Bauernhof im Münstertal ist erreicht und damit der befestige Fahrweg zu Ende. Jetzt wird wir es ernst. Eine echte Rampe baut sich vor uns auf. Kühe weiden hier keine mehr. Das ist ein echtes Ziegenparadies! Intuitiv schalte ich hoch, aber der kleinste Gang ist schnell erreicht. Bislang habe ich die meiste Zeit den Automatik-Modus als Unterstützungsstufe gewählt, nun heißt es alles geben. Ich setze alles auf eine Karte und spiele meinen Joker aus: EXPW – so nennt sich die stärkste Unterstützungsstufe bei Yamaha.

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Der 80 Nm PW-X2 schiebt mich damit stark genug an um bergauf loses Gestein und Wasserrinnen und andere Hindernisse zu überrollen. Dank EXTREM POWER (EXPW) sind Geschwindigkeiten im Anstieg realisierbar, bei denen meine Trittfrequenz auch mit der großen 38 11-43 Übersetzung wieder aus dem Keller kommt. Dass ich mit dem HardRay 6.0 so souverän den Berg hochkomme hätte ich wirklich nicht erwartet. Meine Sorgen waren unberechtigt. Jetzt kann ich entspannen und muss grinsen. Denn auch die schmalen, wenig profilierten CrossRay-Reifen haben ihren Job erstaunlich gut erledigt. Das HardRay klettert, wenn nötig wie eine Ziege, ohne nennenswerten Wheelspin und dank langer Kettenstrebe (485 mm) und steilem Sitzwickel (74 °). Auch ohne steigendes Vorderrad. Die erste Challenge wäre also geschafft!

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Oben auf 800 m angekommen, genießen wir für einige Minuten die Aussicht ins Münstertal. Dann geht es weiter zur zweiten Challenge. Die meisten Hardtailfahrer:innen würden jetzt sicher auf einen moderaten Weg Richtung Berggasthaus Kohlerhof abbiegen. Wir wollen aber noch höher aufsteigen – zur Sonnhalde. Für mich ein echtes Schwarzwald-Highlight mit Panorama-Blick bis zu den Vogesen. Das einzige Problem: der Naturweg dahin ist nicht nur steil, sondern auch immer wieder mit massiven Wurzelteppichen übersäht, wie ich sie sonst nirgendwo im Schwarzwald kenne. Mit einem e-Fully bügelt man notfalls einfach darüber. Aber mit dem e-Hardtail wird es eine spannende, fahrtechnische Herausforderung.

Fahren im Grenzbereich

Los geht’s! Am Anfang kommen mir die 20 cm hohen Wurzeln noch vereinzelt entgegen. Dafür hebe das Vorderrad leicht an und kann sie so gut überrollen. Doch nun kommen die berüchtigten Wurzelfelder. Meine Augen scannen das Wurzel-Labyrinth ab und suchen verzweifelt nach der bestmöglichen Linie zum Fahren. Es gibt keine Linien ohne große Wurzeln, aber zumindest gelingt es mir die schlimmsten zu umfahren. Die Wurzeln liegen jetzt so dicht aneinander, dass das Hinterrad schon in die Erste reinkracht während man mit dem Vorderrad gerade die Zweite in Angriff nimmt. Bahm, bahm, bahm – stehend pedaliere ich im Rodeo-Style über die Wurzelberge und kann mich nur noch mit Mühe auf den Pedalen halten. Jede Wurzel schlägt erbarmungslos auf den Fahrer durch.

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Mit guten e-Fullys bin ich diese Passagen schon öfter gefahren, aber für das HardRay 6.0, mit der einfachen Stahfedergabel, scheint dieses Terrain etwas „too much“. Wanja, der auf dem 140 mm R Raymon TrailRay-Fully mitfährt, hat hier gut lachen. Für ihn stellen die Wurzelteppiche kein ernstes Problem dar, aber mehr dazu im später im TrailRay-Testbericht. Das HardRay 6.0 ist eher für Schotter- und Forstwege, sowie für einfache Trails gemacht. Nach 1-2 Kilometern werden die Wurzeln weniger und es ist geschafft. Puh – das war heftig! Die Sonnhalde entlohnt uns mit einem Bilderbuchpanorama vom Feinsten und wir nutzen die Traum-Location zum Fotografieren und Filmen unserer e-MTBs.

Der Rückweg

Auf dem Rückweg geht es meist bergab mit gelegentlichen Gegenanstiegen. Schade, dass das HardRay 6.0 keine Teleskope-Sattelstütze besitzt. Ich habe keine Lust immer anzuhalten, um den Sattel ständig hoch und runter zu stellen und so wähle ich eine Mittelstellung mit der ich in ebenen Passagen und bergauf noch pedalieren kann.

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Auf dem Naturtrail überrolle ich die 40 cm Stufen mit dem HardRay – ohne Probleme. Der Lenkwinkel von 67° passt perfekt zu diesem Hardtail. Er vermittelt Sicherheit bergab, ohne das Bike allzu sperrig und lang zu machen. Klar, die Stahlfedergabel reagiert nicht besonders sensibel auf Hindernisse, sie taucht aber auch nicht zu tief ein. Am Ende unserer Tour wird mein Kabelbinder am Tauchrohr zeigen, dass ich gut 80 % des verfügbaren Federwegs genutzt habe. Das ist in Ordnung. Das HardRay ist gemacht für Tourenfahrer, denn es ist kein Bike zum „Ballern“. Wer bergab nicht besonders schnell unterwegs sein muss, kommt damit zurecht.

Auf den letzten Kilometern talwärts werden die Wege wieder einfacher und weniger technisch anspruchsvoll. Hier ist das R Raymon HardRay 6.0 ganz in seinem Element. Wendig wie ein Wiesel stürmt es los.

Fazit zum R Raymon HardRay 6.0

Das HardRay 6.0 kann exakt das, wofür es gedacht ist. Es ist mit der Option für Schutzbleche und Seitenständer, sowie seiner bequemen Geometrie 100 % alltagstauglich. Die Reifen und die Übersetzung sind ebenfalls perfekt auf den Daily-Driver abgestimmt. Als e-Hardtail mit 10-fach Schaltung ist es wartungswarm und die Verschleißteile sind günstig.

Wer sich für ein HardRay 6.0 entscheidet, erhält darüber hinaus als Sahnestück den Yamaha PW-X2 Motor. Dieser gehört zweifellos zu den besten Motoren im e-MTB-Bereich. In Kombination mit dem Display A und einem großen 630 Wh Akku lässt dieser kaum Wünsche offen.

Für einen härteren Einsatz im Gelände ist die einfache Stahlfedergabel, eine fehlende Teleskop-Sattelstütze, sowie die nicht besonders bissigen Bremsen eher unpraktisch. Fahrer:innen die überwiegend auf Asphalt, oder einfachen Naturwegen und Trails unterwegs sind, dürfte dies aber alles nicht weiter stören. Wer sich für das formschöne e-Hardtail interessiert sollte beim e-motion e-Bike Shop seines Vertrauens eine Probefahrt vereinbaren.

Danke, an die e-Bike Experten von e-motion e-Bike Welt Freiburg Süd für die Bereitstellung des R Ramon HardRay 6.0 Testbikes!

R Raymon TrailRay E 140 7.0 Modell 2022

Im zweiten Teil des Vergleichstests e-Hardtail vs. e-Fully widmen wir uns dem e-Fully R Raymon TrailRay E 140 7.0. Die wichtigsten Spezifikationen kurz und knapp:

  • Laufradgröße: Mullet, 29 Zoll vorne / 27,5 Zoll hinten
  • Rahmen: Alurahmen mit integriertem Akku
  • Motor: Yamaha PW-X2 (80 Nm)
  • Akku: Simplo EnergyTube (630 Wh, entnehmbar aus dem Unterrohr)
  • Display: Yamaha Display A, LCD-Display
  • Gabel: RockShox 35 Silver R, 140 mm (Stahlfedergabel)
  • Dämpfer: SR Suntour Raidon R (Luft-Dämpfer)
  • Schaltung: Shimano Deore 10-fach, mit 38er Kettenblatt und einer 11-43 Kassette Bremsen vorne und hinten: Tektro HD-M745, hydraulische Vierkolbenbremse
  • Reifen: Vorne Continental Trail King 29 x 2,4, hinten Continental Trail King 27,5 x 2,6 Sattelstütze: R Raymon Dropper Post

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Erster Eindruck

Im Jahr 2022 ist nicht nur nahezu alles teurer geworden, viele Dinge sind auch nicht lieferbar. Umso mehr freue ich mich heute ein e-Bike testen zu dürfen, das zum Preis von 4.299 € nicht nur äußerst günstig ist für ein e-Fully aus dem Fachhandel, sondern auch verfügbar: Das R Raymon TrailRay E-140 7.0. Das TrailRay 7.0 wird als „erstklassiges Einsteigermodell für Trail-Abenteuer“ beschrieben. Das klingt vielversprechend! Dann werfen wir mal einen ersten Blick auf das e-Fully.

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Unser Testbike ist das Trailray E 140 7.0, also mit 140 mm Federweg vorne und hinten. Ohne Aufpreis bekäme man bei R Raymon auch eine 160 mm Variante. Wow! Zur Wahl stehen jeweils die Farben weiß und grün. Das Weiß mit schwarzen und roten Applikationen steht dem TrailRay ausgezeichnet. Wer das TrailRay als Alltagsrad nutzen will, hat die Option Schutzbleche und sogar einen Seitenständer am Hinterbau anzubringen. R Raymon setzt beim TrailRay auf den liegende Mullet-Laufräder Trend, also vorne 29 Zoll und hinten 27,5 Zoll. Das verspricht den besten Kompromiss aus Laufruhe und Wendigkeit. Wobei die Kettenstrebe mit 475 mm nicht gerade kurz ausfällt – trotz 27,5 Zoll hinten.

Ein Highlight in dieser Preisklasse ist zweifelsohne der Yamaha PW-X2 Motor, welcher von einem leistungsstarken 630 Wh Akku (entnehmbar aus dem Unterrohr) befeuert wird. Kräftige 4-KolbenBremsen vorne und hinten, zeigen, dass auch hier nicht gespart wurde. Und auch an eine Teleskop-Sattelstütze haben die Entwickler selbstverständlich gedacht. Etwas enttäuscht nehmen wir zur Kenntnis, dass die verbaute Rockshox-Gabel eine einfache Stahlfedergabel ist, bei der sich überhaupt nichts einstellen lässt.

Eine individuelle Anpassung der Druckstufe auf das Gewicht oder an den individuellen Fahrstil ist somit nicht möglich. Dann hoffen wir mal, dass das Werks-Setup passt. Zumindest der SR Suntour-Dämpfer ermöglicht aber eine Einstellung der Druckstufe, wie auch der Zugstufe. Allerdings besitzt er keine Lock-Funktion. Wer eine Luftfedergabel wünscht, kann für 4.699 € zum TrailRay 8.0 greifen. Schauen wir mal, wie sich das TrailRay 7.0 in der Praxis schlägt. Auf geht’s zur Probefahrt!

Die Testfahrt

Da das TrailRay weder an der Gabel noch am Dämpfer einen Sag-Ring hat, bringe ich für die Testfahrt einen Kabelbinder an, denn ich möchte wissen, wie der zur Verfügung stehende Federweg in verschiedenen Fahrsituationen genutzt wird. In den Pedalen stehend beträgt der Sag bei Wanja und mir (wir wiegen beide jeweils um die 70 kg) ca. 20 % an der Gabel und 25 % am Dämpfer. Das passt!

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Die ersten Meter auf Asphalt nutze ich auch hier, um die Bremsen einzufahren. Es fällt schon nach wenigen Bremsungen auf, dass die hier verbauten Tektro-Vierkolbenbremsen deutlich besser zubeissen, als die 2-Kolbenbremsen am HardRay. Allerdings taucht die Gabel beim Anbremsen merklich ein. Die Sitzposition ist sehr bequem und ich fühle mich direkt wohl. Die breiteren Reifen und der gefederte Hinterbau bringen zusätzlich Komfortgewinn und absorbieren kleine Schläge. Wir fahren zunächst moderat, mit einer Steigung im einstelligen Bereich, bergauf. Der Hinterbau, dessen SR Suntour-Dämpfer keine Lock Funktion besitzt, verhält sich manierlich. Ohne nennenswertes Wippen pedaliere ich entspannt bergauf und lasse meinen Blick über saftige Viehweiden und einsame Bauernhöfe schweifen.

Motor und Schaltung

Der 80 Nm starke Yamaha PW-X2 Motor zieht wunderbar kräftig, auch bei niedriger Trittfrequenz und passt mit seiner bulligen Charakteristik hervorragend zum TrailRay. Wirklich kleine Gänge hat er mit seiner 10-fach 11-43 Schaltung in Kombination mit dem großen 38 Zähne Kettenblatt nicht zu bieten.

Das Display A ist eine intuitiv zu bedienende Kommandozentrale. Diese ist gut erreichbar und ermöglicht einen einfachen Zugriff auf alle wichtigen Steuerfunktionen. Dabei versorgt mich das Display mit den wichtigsten Daten auf einen Blick. Es hält fünf Unterstützungs-Modi bereit. Fein abgestuft lässt sich so die Unterstützung perfekt an jede Fahrsituation anpassen. Ein längerer Tastendruck auf die obere Pfeiltaste bringt mich in den Automatikmodus. Die Bezeichnungen der Unterstützungsstufen können für Yamaha-Neulinge zunächst etwas verwirrend sein, man gewöhnt sich aber schnell daran: +ECO, ECO, STD, HIGH, EXPW und A für Automatik.

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Nun wird es aber höchste Zeit, dass wir das TrailRay seiner Bestimmung, nämlich dem Trailfahren, zuführen. Wir biegen ab und es geht direkt mörderisch steil auf einem unbefestigten Naturweg nach oben. Anders als beim HardRay macht mir das beim TrailRay aber keine Sorgen. Das GripNiveau der 2,6 Zoll breiten Trail-King Reifen ist ausgezeichnet und der gefederte Hinterbau sorgt für eine bessere Traktion. Das Hinterrad klebt förmlich auf dem Boden und die groben Stollen sorgen für ausreichend Grip, auch auf losem Untergrund. Für eine kurze Schlüsselstelle drücke ich den EXPW-Modus und senke die Teleskop-Sattelstütze leicht ab, um den Schwerpunkt niedriger und das Vorderrad am Boden zu halten. Geschafft!

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Beim Klettern in steilen Passagen wippt der Hinterbau etwas und für längere Anstiege würde ich mir kleinere Gänge wünschen. Aber in Anbetracht des günstigen Preises sind solche Dinge zu verschmerzen. Mit dem Yamaha PW-X2 an Bord gibt es für das TrailRay 7.0 jedenfalls nichts, wo man nicht hochkäme.

Über Stock & Stein

Nun geht es auf und ab, auf einem Trail über Stock und Stein. In langsamen technischen Passagen vermittelt der PW-X2 ein gutes Pedalgefühl und lässt sich sensibel im Ansprechverhalten wunderbar feinfühlig über den Pedaldruck steuern. Kurze Trackstands gelingen mühelos. Anders als beim HardRay schluckt das Fahrwerk des TrailRay deutlich besser grobe Unebenheiten. Selbst monströse Wurzelfelder werden zum Kinderspiel. Musste man sich beim HardRay sorgsam die Linienwahl überlegen, so hält man mit dem TrailRay auch einfach mal drauf: Bähm!

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Besonders bei Wanja wird beim TrailRay der unbändige Spieltrieb geweckt. Er nutzt jede Gelegenheit zum Abziehen, macht Sprünge und Manuals, dass wir beide das Grinsen kaum mehr aus dem Gesicht kriegen. Kritisch anmerken muss man allerdings, dass das TrailRay 7.0 bei dieser Art von Fahrspaß eigentlich nur für leichte Fahrer:innen geeignet ist. Die einfache Stahlfeder-Gabel ist für einen aktiven Fahrstil zu weich abgestimmt und lässt sich nicht anpassen. Bei jedem kleinen Sprung kommt sie selbst bei uns Fliegengewichten mit 70kg fast immer auf Anschlag. Beim Überrollen von größeren Stufen, wie auch beim scharfen Anbremsen, taucht sie außerdem sehr weit ein.

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Das TrailRay hat eine Gewichtsfreigabe von 130 kg. Dass es sich von einer 90 oder 100 kg Person noch flott auf Trails bewegen lässt, ist so kaum vorstellbar. Schade! Das e-MTB an sich könnte weit mehr. Schwerere Personen sollten daher die 160 mm Variante austesten oder gleich zum 8.0 mit Luftfedergabel greifen.

Oben angekommen auf der Sonnhalde erwartet uns ein Schwarzwaldpanorama vom Feinsten und wir nutzen die perfekte Location für Film- und Fotoaufnahmen mit unseren R Raymons. Dann surfen wir über grasbewachsene Naturwege talwärts, rauschen über Wurzelteppiche und genießen den Flow auf einer langen Abfahrt bis ins Tal.

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Fazit zum R Raymon TrailRay E 140 7.0

Das TrailRay E 140 7.0 bietet jede Menge Fahrspaß zum kleinen Preis. Es bietet alle Optionen für eine Alltagsnutzung, ist simpel in der Abstimmung und günstig bei Verschleißteilen, wie etwa den Komponenten der 10-fach Schaltung. Die Sitzposition ist bequem und durch den nicht zu flachen 67° Lenkwinkel können auch unerfahrene e-MTB-Neulinge das TrailRay um enge Kurven bringen. Das Sahnestück ist der kräftige Yamaha PW-X2 Motor und mit dem 630 Wh Akku sind auch ausgedehnte Touren kein Problem. Vierkolbenbremsen vorne und hinten sorgen zudem für ausreichend Bremskraft auf dem Trail.

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Die nicht anpassbare Stahlfedergabel und das Fehlen kleiner Berggänge gehören jedoch zu den Kritikpunkten. Ob es für den Einsatz auf Trails taugt, hängt vom eigenen Fahrstil und Fahrertyp ab. Schwere Fahrer:innen werden die Gabel vermutlich schnell an ihre Grenze bringen. Wer sich für das 140 mm e-Fully interessiert sollte beim Fachhändler des Vertrauens daher unbedingt eine Probefahrt vereinbaren.

Herzlichen Dank an e-motion e-Bike Welt Freiburg Süd, für die Bereitstellung des R Raymon TrailRay E 140 7.0.

HardRay 6.0 oder TrailRay 7.0 – soll ich mir ein e-Hardtail oder ein e-Fully kaufen?

Die Testbikes von R Raymon bewegen sich in einer Preisklasse in der es 2022 nicht ohne gewisse Kompromisse geht. 700,00 € beträgt die Preisdifferenz zwischen den beiden R Raymon e-MTBs. Das ist Einiges und es mag für manchen Interessenten bereits kaufentscheidend sein. In Anbetracht der doch sehr unterschiedlichen Fahreindrücke, die wir von den beiden e-Bikes gewinnen konnten, ist es aber auch nicht besonders viel.

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Alltagstauglich sind sie beide und auch Ausfahrten in die Natur, auf einfachen Schotter und Forstwegen, lassen sich mit beiden problemlos realisieren. Sobald der Untergrund ruppiger wird schlägt jedoch die Stunde des e-Fullys TrailRay 7.0. Es vermittelt besonders Neueinsteiger:innen mehr Sicherheit mit seinen kräftigen Bremsen, der Teleskopsattelstütze, breiten Reifen und dem gefederten Hinterbau. Damit verzeiht es kleine Fahrfehler leichter und fordert den oder die Fahrer:in insgesamt deutlich weniger im Gelände als das HardRay. Bei fortgeschrittenen Fahrer:innen weckt das e-Fully den Spieltrieb und der Spaßfaktor steigt merklich. Wanja würde zum TrailRay greifen.

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Er vermisst als junger, fahrtechnisch affiner Fahrer beim HardRay eine Teleskopsattelstütze und genügend Biss in den Bremsen. Für die allermeisten HardRay-Fahrer:innen dürfte dies aber alles keine Rolle spielen, da sie das e-MTB ohnehin nie so ausreizen und sich im Grenzbereich bewegen werden.

Für alle die nicht den Nervenkitzel suchen, sondern einfach nur entspannt durch die Natur radeln wollen und ohnehin am liebsten auf leicht fahrbaren Waldwegen unterwegs sind, mag das e-Hardtail HardRay 6.0 die richtige Wahl sein. Jede Pedalumdrehung wird ohne wippenden Hinterbau, direkt und verlustfrei in Vortrieb umgewandelt. Mit dem puristischen Hardtail spart man nicht nur Geld bei der Anschaffung, es ist auch wartungsärmer. Wer sein HardRay auch mal heben muss, wird außerdem das niedrigere Gewicht zu schätzen wissen.

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Freude machen beide – nur auf unterschiedliche Art und in unterschiedlichem Terrain. In jedem Fall lohnt sich eine Probefahrt beim Fachhändler, um die Unterschiede selbst zu spüren.

Christof

Christof

...nimmt für e-motion die neuesten e-Bikes unter die Lupe
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