Zuletzt aktualisiert am 3. Januar 2024
Voraussichtliche Lesedauer: 12 Minuten
Im zweiten Bericht unserer mehrteiligen Testreihe dreht es sich rund um das Cannondale Moterra Neo EQ SUV e-Bike. Nach dem Test zum Riese & MĂŒller SUV e-Bike hat der Belchenradler Christof in den vergangenen Tagen die Gelegenheit genutzt, einen weiteren, spannenden Kandidaten Probe zu fahren.
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- Test: Das Cannondale Moterra NEO EQ
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Inhaltsverzeichnis
Die wichtigsten Spezifikationen des Moterra Neo EQ
âą Motor: Bosch Performance Line CX 4.0, 85 Nm maximales Drehmoment
âą Akku: Bosch 750 Wh, entnehmbar aus dem Unterrohr
âą Steuerung / Display: Bosch Smart System, LED Remote, Kiox 300 Display
âą Antrieb / Schaltung: Shimano XT / Deore 12-fach Kettenschaltung
âą Gabel: RockShox 35 Silver R, 150 mm, Stahlfedergabel
âą DĂ€mpfer: RockShox DebonAir 130 mm
âą Rahmen: Aluminium
âą Bremsen: Sram DB8 Vierkolbenbremsen mit 200 mm Bremsscheibem, am Vorderrad und Hinterrad
âą Frontlicht: Cannondale E 350 (Lezyne)
âą RĂŒcklicht: Cannondale E 25 Array
âą Reifen: Continental eRuban, 29×2,3 Zoll
âą Gewichtsfreigabe: bis 150 kg
âą Gewicht: 29 kg (mit Pedalen, RahmengröĂe L)
âą Farbe: Agave
Erster Eindruck und Optik des Cannondale Moterra Neo EQ
Als ich das Cannondale Moterra Neo EQ zum ersten Mal erblicke, stehe ich in Freiburg auf dem Ganter-Brauerei Areal, auf dem Cannondale seine Entwicklungsabteilung hat. Das Moterra Neo EQ wird aus den heiligen Hallen geschoben und wirkt schon im Stand mit dem tief gezogenen Oberrohr, dem breiten Lenker und dem kurzen Vorbau Ă€uĂerst sportlich und dynamisch. Wow! Vor mir steht kein einfaches Trekking e-Bike, das mit breiten Stollenreifen schnell mal zum e-SUV aufgepeppt wurde. Das Moterra Neo EQ ist vielmehr ein vollwertiges e-Mountainbike Fully mit StVO-konformer StraĂenausstattung! EQ bedeutet bei Cannondale âfull equippedâ. Die Rahmenfarbe Agave steht diesem e-SUV ausgezeichnet und ich kann es kaum mehr erwarten, endlich auf das Bike zu steigen.
Motor, Steuerung und Reichweite
Cannondale setzt beim Moterra auf die neueste Antriebstechnik von Bosch – das Bosch Smart System. Es beinhaltet den bewĂ€hrten und 85 Nm starken Performance Line CX Motor der 4. Generation, einen 750 Wh Akku, ein Kiox 300 Farbdisplay und eine LED Remote zur Steuerung am Lenker. Damit ist das Moterra Neo EQ auf dem neuesten Stand der Technik und bietet ĂŒber die Bosch-App viele Extrafunktionen, wie zum Beispiel eine individuelle Anpassung der UnterstĂŒtzungsstufen. Mit dem groĂen 750 Wh Akku lassen sich gigantische Reichweiten erzielen. Cannondale selbst spricht von bis zu 175 Kilometern! Wie immer dĂŒrfte die maximale Reichweite im Einzelfall stark davon abhĂ€ngen wie und wo man fĂ€hrt. Selbst lange Touren jenseits der 100 Kilometer dĂŒrften damit aber realisierbar sein. Es ist beruhigend zu wissen, dass man sich um den Akkustand keine Gedanken machen muss. Lobenswert: Cannondale verbaut den 750 Wh Akku in allen RahmengröĂen des Moterra, also auch im kleinen S-Rahmen.
Antrieb und Schaltung
Eine 12-Gang Kettenschaltung ist im Jahr 2023 bei e-MTBs im Premiumsegment Standard. So verwundert es auch nicht, dass beim Moterra Neo EQ eine gute Kombination aus 12-Gang Shimano XT Schaltwerk, 10-51 Shimano Deore Kassette und einer Deore Kette verbaut ist. Das XT-Schaltwerk bietet erstklassige Schaltperfomance und die Deore Kassette und Kette sind bei VerschleiĂ vergleichsweise gĂŒnstig austauschbar. Mit den kleinen GĂ€ngen der 12-fach Kassette lassen sich selbst steilste Rampen und Trails erklimmen.
Die Bremsen am Cannondale Moterra Neo EQ
Ein Bike der e-SUV Kategorie braucht natĂŒrlich starke Bremsen. Cannondale hat dem Moterra Neo EQ die neuen SRAM DB8 Bremsen spendiert. Das sind krĂ€ftige Vierkolbenbremsen mit groĂen 200 mm Bremsscheiben, sowohl am Vorderrad als auch am Hinterrad. Sie beiĂen bei Bedarf richtig zu, sind aber auch feinfĂŒhlig dosierbar. Insgesamt vermitteln sie viel Sicherheit. Bei den DB8 handelt es sich um die erste Bremse von SRAM, die auf Mineralölbasis funktioniert und nicht auf synthetischer DOT BremsflĂŒssigkeit. Dies macht die DB8 Bremse wartungsĂ€rmer und servicefreundlicher.
Maximaler Komfort dank Federung
Ein vollgefedertes Bike wie das Moterra Neo EQ ist innerhalb von SUV e-Bikes natĂŒrlich immer eine Klasse fĂŒr sich. Eine Vollfederung bietet maximalen Komfort in der Stadt und maximale Sicherheit auf dem Trail. Als Federgabel ist eine vergleichsweise einfache RockShox 35 Silver R mit 150 mm Federweg verbaut. Als DĂ€mpfer ein RockShox DebonAir mit 130 mm Federweg. Ăber den Luftdruck lĂ€sst sich dieser an das eigene Gewicht und die Fahrweise abstimmen. Bei der Gabel handelt es sich um eine Stahlfedergabel. Diese ist zwar wartungsarm, lĂ€sst sich aber nicht so einfach anpassen. Lediglich der Rebound, also die Ausfedergeschwindigkeit, ist einstellbar. Ich war deshalb zunĂ€chst etwas enttĂ€uscht. Bei meiner Probefahrt auf dem Hexentrail in Freiburg musste ich aber feststellen, dass die Silver R fĂŒr mich ganz gut passt. Mit meinen rund 80 Kilogramm Gewicht, inklusive Rucksack, hatte ich bei moderater Fahrweise am Ende des Hexen-Trails gut 3/4 des Federwegs ausgenutzt. Das passt also schon mal ganz gut. Sehr leichte oder sehr schwere Fahrerinnen und Fahrer könnten sich eine weichere oder hĂ€rtere Feder einbauen lassen, um die Gabel auf sich abzustimmen. Positiv ĂŒberrascht war ich vom Ansprechverhalten der Stahlfedergabel, die einerseits feinfĂŒhlig Wurzeln und Steine glattbĂŒgelt aber beim Ăberrollen von 40-50 cm Stufen auf dem Trail auch noch genĂŒgend Progression bietet. Dem FahrspaĂ auf dem Trail tat die 35 Silver R jedenfalls keinen Abbruch.
Die Bereifung am Cannondale Moterra Neo EQ
Passend zum breiten Einsatzgebiet eines SUV e-Bikes, besitz das equipped Moterra Neo Continental eRuban Reifen in der GröĂe 29 x 2,3. Diese rollen angenehm leise und agil auf Asphalt, sorgen im GelĂ€nde aber auch fĂŒr ordentlich Grip und Sicherheit. Bedenken hatte ich zu Beginn wegen des geringen Abstands zu den Schutzblechen. Da passt kein Finger mehr zwischen! NatĂŒrlich nehmen solche Stollen-Reifen, wenn man auf unbefestigten Wegen unterwegs ist, auch immer mal Steinchen auf, die dann gegen das Metall-Schutzblech geschleudert werden. Dies sorgt dann fĂŒr ein kurzes âBlingâ oder auch ein SchlĂŒrf-GerĂ€usch, wenn es ein Steinchen schnell mal durchzieht. Ein anhaltendes Schleifen am Schutzblech hatte ich aber nie bei meiner Probefahrt. FĂŒr bessere Sichtbarkeit im Dunkeln, etwa bei einer nĂ€chtlichen Stadtfahrt, besitzen die eRuban ĂŒbrigens einen reflektierenden Streifen.
Ausstattung am SUV e-Bike
Die Ausstattung beim Moterra Neo EQ ist hochwertig und funktional. Als Frontlicht ist ein Cannondale E 350 âmade by Lezyneâ verbaut, das eine sehr gute, StVO-konforme Ausleuchtung bietet und. Es erhellt Pendlern in der dunklen Jahreszeit den tĂ€glichen Weg zur Arbeit. Formschön und hell ist auch das Cannondale E 25 RĂŒcklicht. Wer GepĂ€ck mitnehmen will, kann Satteltaschen am stabilen GepĂ€cktrĂ€ger befestigen, der mit einer Zuladung von bis zu 25 Kilogramm voll Trekkingtouren-tauglich ist. Die bereits erwĂ€hnten Schutzbleche sind aus Metall und sehr stabil. Um den Einsatz im GelĂ€nde nicht zu erschweren, sind sie nicht besonders tief gezogen. Sie dĂŒrften dennoch auf der StraĂe ausreichend Spritzschutz bieten. Positiv ĂŒberrascht war ich, wie fest und solide alle Anbauteile am Moterra EQ befestigt sind. Selbst bei ruppiger Fahrt ĂŒber Feldwege und auf dem Trail gab es keine nennenswerten KlappergerĂ€usche. Begeistert hat mich an der Ausstattung des Moterra, dass es eine absenkbare TeleskopsattelstĂŒtze besitzt! Dies ist bei e-SUVs nicht unbedingt selbstverstĂ€ndlich. Es erhöht ungemein den FahrspaĂ und die Sicherheit beim sportlichen Trail-Einsatz, bietet aber auch zusĂ€tzlichen Komfort in der Stadt.
Komfort, Handling, Gewicht und Fahrempfinden
Das Moterra fĂ€hrt sich so sportlich wie es aussieht. Mit dem breiten Lenker und dem kurzen Vorbau kommt sofort e-MTB Feeling auf. Die Sitzposition ist eher moderat gestreckt als aufrecht. Dennoch bietet es dank Vollfederung und dem bequemen WTB Volt Sattel viel Komfort, auch auf langen Strecken. FĂŒr Laufruhe auf dem Trail sorgen der flache 66° Lenkwinkel und ein langer Radstand von 125 cm (RahmengröĂe L). Fahrfertig mit Pedalen wiegt das Testbike 29 Kilogramm. Dies ist eine ganze Menge, aber dafĂŒr hat man dann auch den groĂen 750 Wh Akku und die Vollausstattung. Wirklich merken tut man das hohe Gewicht nur beim Anheben oder Tragen des Bikes. Einmal in Fahrt ist es spritzig und ĂŒberraschend agil, sowohl auf Asphalt, als auch auf unbefestigten Wegen. Die Leistungsentfaltung des 85 Nm starken Bosch CX Motors sorgt sicherlich auch dafĂŒr, dass das Moterra Neo EQ nie schwerfĂ€llig wirkt. Ganz im Gegenteil – es fordert mich immer wieder zum Spielen auf und sorgt fĂŒr jede Menge FahrspaĂ.
Einsatzbereich und Zielgruppe
Das Moterra Neo EQ ist ein e-SUV par excellence mit einem sehr breiten Einsatzgebiet. Es eignet sich dank seiner StraĂenausstattung wunderbar fĂŒr das tĂ€gliche Pendeln zur Arbeit. Am Wochenende bietet es mit seinen e-Mountainbike Genen FahrspaĂ abseits befestigter StraĂen, bis hin zum leichten Traileinsatz. Wer seinen Hauptfokus auf das Trailfahren legt, wird wahrscheinlich zu einem reinen e-MTB Fully greifen, wie zum Cannondale Moterra Neo – ohne EQ. Meine Testfahrt hat mir gezeigt: Auch wenn das EQ von seinen Fahreigenschaften her einem Moterra Neo ohne Vollausstattung fast in nichts nachsteht, ist es in der Vorstellung doch etwas anderes. Als ich mit dem Moterra Neo EQ am Einstieg zum Hexentrail in Freiburg stehe, umringt von Mountainbikerinnen und Mountainbikern mit Enduros, Fullface-Helmen und Protektoren, komme ich mir dann mit meinem GepĂ€cktrĂ€ger, dem SeitenstĂ€nder und den Schutzblechen doch etwas deplatziert vor. Mir schieĂt der Gedanke in den Kopf: âOb das jetzt so eine gute Idee ist, mit dem EQ da runter zu fahren?”
Auch wenn das Moterra Neo EQ den Trailtest letztlich problemlos bestanden hat und meine Sorgen unbegrĂŒndet waren, sehe ich als Zielgruppe eher Fahrerinnen und Fahrer, die seine Vielseitigkeit schĂ€tzen. Wer nur gelegentlich auf leichtere Trails will und ansonsten hauptsĂ€chlich auf der StraĂe sowie auf Wald- und Forstwegen damit unterwegs ist, liegt damit genau richtig.
Preis – LeistungsverhĂ€ltnis
Der Preis des Moterra Neo EQ liegt ab ca. 6.199 ⏠UVP. FĂŒr das Geld wird auch entsprechend viel geboten. Man bekommt ein SUV e-Bike, das im Prinzip ein vollwertiges Mountainbike Fully beinhaltet, kombiniert mit einer StraĂenvollausstattung. AuĂerdem hat man mit dem Bosch Smart System die neuste Technik am Start, die auch in Zukunft sicherlich noch Neuerungen und Updates bereithĂ€lt. Alle Komponenten sind nicht nur funktional sondern auch hochwertig. Last but not least: Auch optisch finde ich das Bike sehr gelungen. Das Preis-LeistungsverhĂ€ltnis stimmt fĂŒr mich so.
Fazit
Das Cannondale Moterra Neo EQ ist ein e-SUV wie es sich sportlich orientierte Fahrerinnen und Fahrer wĂŒnschen. Es bedient nahezu alle Anforderungen, die an ein e-SUV gestellt werden mit Bravour. Wer sich fĂŒr diese Bike-Kategorie interessiert, sollte zum FachhĂ€ndler seines Vertrauens gehen und sich bei einer Probefahrt selbst ein Bild davon machen.
Herzlichen Dank an die e-Bike Experten von e-motion und an Cannondale, fĂŒr die Bereitstellung des Testrades.
Euer Belchenradler,
Christof Steier