Hercules Nos FS SUV 2.2 im Test

Teil 4 - SUV e-Bike Vergleich: SUV mit e-MTB Genen

Titelbild zum Hercules Nos FS SUV 2.2 Testbericht mit e-Bike auf einer Wiese

Zuletzt aktualisiert am 26. Februar 2024

Voraussichtliche Lesedauer: 14 Minuten

In unserer aktuellen SUV e-Bike Testreihe hatte der Belchenradler Christof wieder die Gelegenheit, einen weiteren interessanten Kandidaten zur Probe zu fahren: Das Hercules Nos FS SUV 2.2. Was dieses e-SUV auszeichnet, wie es ausgestattet ist und wie es sich auf seinen Probefahrten bewährt hat? Mehr dazu im ausführlichen Testbericht:

  1. Test: Das Riese & Müller Delite GT Vario
  2. Test: Das Cannondale Moterra NEO EQ
  3. Test: Das Velo de Ville SEB 990
  4. Test, heute: Das Hercules Nos FS SUV

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Die wichtigsten Spezifikationen des Hercules Nos FS SUV 2.2

  • Motor: Shimano EP8, 85 Nm maximales Drehmoment
  • Akku: Simplo Intube 630 Wh, entnehmbar aus dem Unterrohr
  • Steuerung / Display: Shimano Remote, Shimano E6100 Display
  • Antrieb / Schaltung: Shimano Deore 12-Gang-Kettenschaltung mit 10-51-Kassette
  • Gabel: Rock Shox 35 Gold, 150 mm Luftfedergabel mit Lockfunktion
  • Dämpfer: Rock Shox Deluxe Select 150mm, DebonAir
  • Rahmen: Aluminiumrahmen
  • Bremsen: Shimano BR-MT420 Vierkolbenbremse mit 203mm Bremsscheibe, am Vorderrad und Hinterrad
  • Frontlicht: Hercules, FF-100, Tagfahrlichtsensor, Fernlicht 150 Lux
  • Rücklicht: Hercules R-Glow, LED
  • Reifen: Schwalbe Johnny Watts Performance, 65-584 (27,5 x 2,6 Zoll)
  • Gewichtsfreigabe: 150 kg
  • Gewicht: 28,5 kg (mit Pedalen, Rahmengröße 44 = M)
  • Farbe: Beigemetallic Matt

Das Hercules Nos FS SUV 2.2  auf einer Wiese

Die Optik und der erste Eindruck

Ich durfte im letzten Jahr bereits das e-SUV Hardtail Nos 2.2 von Hercules zur Probe fahren und natürlich ist die Verwandtschaft direkt ersichtlich. Dennoch gibt es signifikante Unterschiede. Das Nos FS SUV 2.2 wirkt im direkten Vergleich mindestens eine Stufe sportlicher und potenter. Es ist von der Rahmengeometrie her ein echtes e-Mountainbike Fully (FS steht für Full Suspension) mit zusätzlicher straßentauglicher Vollausstattung. Außerdem verfügt das FS mit 150 mm vorne und hinten über mehr Federweg als das 120 mm Nos Hardtail. Das verspricht maximalen Fahrspaß und ist ganz nach meinem Geschmack.

Wie schon beim Hardtail gefällt mir der vergleichsweise schlanke Rahmen mit seiner gelungenen Motorintegration. Hercules gelingt auch beim Nos FS SUV der Spagat zwischen sportlicher Optik und hoher Motorleistung, kombiniert mit reichlich Akkukapazität.

Motor, Akku und Steuerung am Hercules Nos FS SUV 2.2

Beim Motor setzt Hercules auf den Shimano EP8. Der bewährte, 85 Nm starke e-Mountainbike Motor zieht kraftvoll durch. Als erste Teststrecke dient mir eine kurze, extrem steile Rampe, die das Nos FS SUV mit Bravour erklimmt. Leistungsmäßig liegt der EP8 auf einer Stufe mit dem Platzhirsch CX von Bosch. Gefühlt braucht der EP8 eine etwas höhere Trittfrequenz, um seine maximale Power zu entfalten. Dafür ist er 300 Gramm leichter als der CX. Wenn man ohne zu treten auf ruppigem Untergrund fährt, gibt der EP8 bekanntermaßen im Freilauf leichte Klappergeräusche von sich, an die man sich aber schnell gewöhnt.

Shimano Motor am Hercules Nos FS SUV 2.2


Mit dem großen 630 Wh Akku stellen ausgedehnte Entdeckungstouren kein Problem dar. Ich konnte in der Vergangenheit Touren mit 80 Kilometern, inklusive reichlich Höhenmeter, realisieren. Als Display besitzt das Hercules SUV ein einfaches, monochromes Shimano E6100 Display. Wer ein funktionales Display mit dezenter Optik, ohne „Bling-Bling-Faktor“ bevorzugt, wird es mögen. Mir persönlich hätte das kleine, sportliche Shimano e-MTB Display (E8000) noch besser gefallen. Alle wichtigen Daten sind aber beim E6100 gut ablesbar und es ist intuitiv einfach bedienbar. Die Haptik der Remote am Lenker, zur Wahl der drei Unterstützungsstufen Eco, Trail und Boost sowie um die verschiedenen Anzeigen im Display zu wechseln, überzeugt mich nicht 100 % ig. Die Remote fühlt sich nach günstigerem Hartplastik an. Der Funktionalität tut dies aber keinen Abbruch.

Display am Hercules Nos FS SUV 2.2

Antrieb und Schaltung

Bei e-Mountainbike Fullys sind 12-fach Kettenschaltungen inzwischen Standard, bei SUV e-Bikes ist dies aber keine Selbstverständlichkeit. Das Hercules Nos FS SUV 2.2 betont auch hier seine sportlichen e-MTB Gene mit einer 12-fach Shimano Deore Kettenschaltung. Die große 10-51 Kassette bietet eine tolle Übersetzungsbandbreite und hält genügend kleine Gänge parat, was vorzüglich mit der Leistungs-Charakteristik des EP8 harmoniert. Bergiges Terrain lässt sich so effizient mit genügend kleinen Gängen bewältigen. Dies schont auf längeren Touren nicht nur die Akkureichweite, sondern auch die Beinmuskulatur.

Pendlerinnen und Pendler, die das e-SUV das ganze Jahr über bei Wind und Wetter bewegen, müssen sich naturgemäß auf etwas mehr Verschleiß und Wartungsarbeiten einstellen als bei einem Riemenantrieb. Aber immerhin sind die Shimano Deore SL Komponenten, wie Kette und Kassette, relativ preisgünstig austauschbar.

Bremsen und Federung am Nos FS SUV von Hercules

Auch bei der Wahl der Bremsanlage bedient sich Hercules am e-MTB Regal. Die kräftigen Shimano BR-MT420 Vierkolbenbremsen am Vorder- und Hinterrad, kombiniert mit großen 203 mm Scheiben, lassen keine Wünsche offen. Die MT 420 lässt sich feinfühlig dosieren und beißt bei Bedarf aber auch richtig zu. Besonders bei Nässe können kürzerer Bremswege im urbanen Umfeld einen nicht unerheblichen Sicherheitsfaktor darstellen.

Shimano Bremse am Hercules Nos FS SUV 2.2

Ein vollgefedertes SUV e-Bike bietet ein sehr breites Einsatzspektrum mit maximalem Komfort auf der Straße und guter Geländetauglichkeit. Luftfederelemente sind dabei immer die erste Wahl, da sie feinfühlig ansprechen und sich optimal auf das eigene Körpergewicht und die Fahrweise anpassen lassen. Hercules geht beim NOS FS 2.2 keine Kompromisse ein und setzt auf bewährte Elemente von Rock Shox: Eine Rock Shox 35 Gold, 150 mm Luftfedergabel mit Lockfunktion und als Dämpfer den Rock Shox Deluxe Select 150mm, DebonAir.

150 mm Federweg vorne und hinten waren bislang typischerweise der All Mountain-Kategorie vorbehalten. Jetzt können auch e-SUV Fahrerinnen und Fahrer in diesen Genuss kommen. Und tatsächlich rollt das Nos FS SUV extrem komfortabel auf Straße und sehr gutmütig auf unbefestigten Wald- und Forstwegen. Wurzeln, Steine und Stufen schluckt das Fahrwerk mühelos beim leichten Trail-Einsatz. So sieht Fahrspaß aus!

Bereifung

Als Reifen sind Schwalbe Johnny Watts Performance in der Größe 27,5 x 2,6 Zoll montiert. Bei seinen e-MTB Fullys setzt Hercules im Jahr 2023 auf Mullet-Bereifung mit 29 Zoll am Vorderrad und 27,5 Zoll am Hinterrad. Das Nos e-SUV FS 2.2 verzichtet auf die 29 Zoll Bereifung am Vorderrad, mit etwas besserer Laufruhe bergab, zugunsten besser Agilität insgesamt. Das macht für ein e-SUV durchaus Sinn, denn so brachial bergabfahren wie mit einem reinen e-MTB Fully wird wohl kaum jemand damit und die Vorteile eines kürzeren Radstands, verbunden mit besserer Wendigkeit, überwiegen dann doch. So lässt sich das Nos FS tatsächlich wieselflink durch die Stadt manövrieren oder auch mal beim gemäßigten Trail-Einsatz um engere Kehren.

Mit einer Breite von 2,6 Zoll sorgen sie für eine hervorragende Dämpfung, vor allem wenn man nicht mit zu viel Luftdruck fährt. 1,5 bar sind für meine 80 Kilogramm mit Klamotten und Gepäck ein guter Richtwert. Die Johnny Watts geben sich laufruhig und manierlich auf Asphalt, generieren aber auf unbefestigten Wegen mehr Grip als reine Straßenreifen. Wer fifty-fifty Straße und Offroad fährt, ist damit gut bedient.

Die Ausstattung am Hercules Nos FS SUV e-Bike

Die Ausstattung ist hochwertig und weit mehr als einfach nur funktional. Eine Besonderheit stellt der „Doppeldecker“-Gepäckträger/Satteltaschenhalter mit bis zu 25 Kilogramm maximaler Zuladung dar. Wer es gewohnt ist, regelmäßig mit Satteltaschen zu fahren, kann den oberen Teil des Gepäckträgers leicht mittels der vier Schrauben entfernen, die ihn auf dem Hauptträger für Satteltaschen befestigen. Wer nur gelegentlich mit Satteltaschen fährt, wird es wohl zu schätzen wissen, zusätzlich einen klassischen Gepäckträger zu haben, auf dem sich schnell mal eine Windstopper-Jacke, etc. befestigen lässt. Für Trekkingfans bietet Hercules übrigens auch einen optionalen Frontträger mit 5 Kilogramm Zuladung an.

Apropos Zuladung: Das Testrad hat eine Gewichtsfreigabe von bis zu 150 Kilogramm! Ein überdurchschnittlicher Wert, der das Bike auch für schwerere Menschen oder Leute, die häufiger mit großem Gepäck unterwegs sind, sehr interessant macht. Die Schutzbleche sind aus Metall und passend zu einem breiten Einsatzgebiet. Sie sind tief genug gezogen, um Pendlerinnen und Pendler auf dem Weg zu Arbeit bei Nässe von unten zu schützen, aber auch nicht so tief, dass bei der Entdeckungstour am Wochenende das Schutzblech beim Ritt durch die Natur aufsetzt.

Der Frontscheinwerfer ist ein Litemove mit einer vorzüglichen und trail-tauglichen Ausleuchtung, wie ich bei meiner Nachfahrt auf dem Schönberg bei Freiburg feststellen konnte. Als Rückleuchte dient die Hercules R-Glow LED-Leuchte. Anbauteile haben leider oft die Tendenz, bei der Fahrt zu klappern. Auch bei meiner Testfahrt auf einem etwas ruppigeren Naturweg musste ich leider feststellen, dass sich eine Schraube der Halterung des hinteren Schutzblechs gelöst hat. Außerdem klappte sich der Seitenständer beim Überrollen von einfachen Stufen und auf einem Trail-Abschnitt mit Wurzeln und Steinen der Kategorie S1 mehrfach von alleine aus. Ob es sich dabei um einen bedauerlichen Einzelfall handelt, kann ich nicht beurteilen.

Nachdem das Nos FS SUV 2.2 so viele e-MTB Gene in sich trägt, vermisse ich eigentlich nur eine absenkbare Teleskopsattelstütze. Wer dies wünscht, kann zum Hercules FS SUV 2.1 greifen, das neben einer etwas besseren Ausstattung (Shimano XT) auch eine Teleskopsattelstütze beinhaltet. Insgesamt wirkt die Ausstattung im Gesamtkonzept aber sehr stimmig.

Komfort, Handling und Fahrempfinden

Wie gewohnt wiege ich meine Testbikes fahrfertig mit kompletter Ausstattung. In diesem Fall mit Pedalen. Die Waage zeigt exakt 28,5 Kilogramm in Rahmengröße 44 (M). Für ein e-SUV Fully dieser Preisklasse, mit kompletter Straßenausstattung, 630 Wh Akku und einem verwindungssteifen Alurahmen (mit Gewichtsfreigabe von 150 Kilogramm), geht der Wert voll in Ordnung. Im Handling kommt mir das Nos FS SUV ohnehin deutlich agiler vor als es die 28,5 Kilogramm vermuten lassen. Der Grund dafür liegt vor allem in der 27,5 Zoll Bereifung und der Rahmengröße M, mit 123,6 cm Radstand. Ich bin 183 cm groß und könnte auch gut einen L-Rahmen fahren, dann wäre das e-Bike etwas länger und laufruhiger, aber schon wieder weniger agil. Vom Charakter her ist das Hercules Nos FS SUV 2.2 viel näher an einem e-MTB Fully als an einem Trekking e-Bike.

Die gesamte Geometrie und vor allem der flache Lenkwinkel von 66° lassen beim Fahren sofort e-MTB Feeling aufkommen. Die Sitzposition ist mit dem mittelbreiten, 74 cm Lenker und dem schmalen Sattel sportlich aber keineswegs unbequem. Der Vorbau lässt sich im Neigungswinkel anpassen, je nach dem ob man etwas gestreckten, oder aufrechter sitzen will.

Der Belchenradler auf dem Herculs Nos FS SUV

Das Nos FS zeigt eindrucksvoll, dass Sportlichkeit und Komfort nicht im Widerspruch zu einander stehen müssen. Das vollgefederte e-SUV mit 150 mm Federweg und breiter Bereifung bügelt alles glatt, was unter die Reifen kommt. Dieser Fahrkomfort ist auf jedem Meter spürbar, auf der Straße, aber natürlich besonders auf unbefestigten Wald- und Schotterwegen. Das Hercules sorgt auf jedem Untergrund für reichlich Fahrspaß.

Einsatzbereich und Zielgruppe

Das Nos FS SUV 2.2 bietet naturgemäß ein sehr breites Einsatzgebiet. Es eignet sich für den täglichen Weg zur Arbeit, als reines Fortbewegungsmittel und für Erledigungen im urbanen Raum aber genauso für Ausflüge und Entdeckungstouren in die Natur, bis hin zum leichten, gelegentlichen Trail-Einsatz. Gewisse Kompromisse muss man aber auch beim besten e-SUV eingehen. In der Stadt hat man mit der Vollfederung und den breiten Reifen extra Gewicht und etwas mehr Rollwiderstand, und beim Trail-Einsatz merkt man dann doch, dass man ohne Straßenausstattung freier fahren würde und Anbauteile im Wald mitunter Klappergeräusche verursachen, oder störend sein können, wie der oben erwähnte Seitenständer. Wer mit nur einem einzigen e-Bike jedoch möglichst alle Eventualitäten abdecken will und Stadt sowie Natur damit erkunden will und mit den genannten Kompromissen leben kann, liegt damit goldrichtig.

Preis- Leistungsverhältnis

Das Hercules Nos FS SUV 2.2 ist ab 5.599 € zu haben. Dafür erhält man im Prinzip ein vollwertiges 150 mm Fully mit dem starken Shimano EP8 Motor, einem großen 630 Wh Akku und auch noch zusätzlich eine komplette Straßenausstattung, mit durchweg hochwertigen Anbauteilen. Das Preis-Leistungsverhältnis ist meiner Meinung nach sehr gut.

Der Belchenradler auf dem Hercules Nos FS SUV 2.2

Fazit

Das Hercules Nos FS SUV 2.2 ist für alle die sich für ein e-SUV interessieren definitiv eine nähere Betrachtung wert. Angesprochen werden tendenziell sportliche Fahrerinnen und Fahrer mit Tendenz zum e-MTB, die aber auch auf eine hohe Alltagstauglichkeit Wert legen. Als kleinen Nachteil sehe ich, dass Hercules keine Auswahlmöglichkeiten oder Konfigurationsoptionen innerhalb der Modellreihe anbietet. Wer zum Beispiel eine etwas andere Ausstattung oder auch nur eine andere Farbe wünscht, muss dann zu einem anderen Modell greifen. Dafür ist das Preis-Leistungsverhältnis ausgezeichnet. Eine Probefahrt beim Fachhändler hilft garantiert bei der Entscheidungsfindung. Herzlichen Dank an die e-Bike Experten von e-motion und an Hercules für die Bereitstellung des Testrades.


Euer Belchenradler,
Christof Steier

Christof

Christof

...nimmt für e-motion die neuesten e-Bikes unter die Lupe
Scroll to Top

Deine Meinung ist uns wichtig!

11 Fragen - 2 Minuten

Mit nur wenigen Klicks kannst du uns helfen, unseren Blog zu verbessern und genau die Themen rund ums e-Bike abzudecken, die dich interessieren.
Wir freuen uns auf dein Feedback.